Besuch aus dem »sicheren Drittland«
Das haben sie sich schön ausgedacht: Wir erklären die Türkei zum sicheren Drittland, reichen Erdogan ein paar Millionen rüber, und er erledigt dafür die Drecksarbeit für uns. Das ganze deklarieren wir als »besseren Schutz der türkischen Grenzen«, wogegen niemand etwas haben können sollte.
Nach umgehend eingehenden Protesten wird daraus jetzt in Brüssel bei den Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten erst einmal noch nichts, aber dem Projekt sind weitere Anläufe zugesichert. Allerdings wird die EU das Angebot an Erdogan für seine »grenzsichernden Dienstleistungen« deutlich erhöhen müssen. Auch erwartet die Türkei mehr politische Zurückhaltung der EU beispielsweise bei Menschenrechtsverletzungen gegenüber Kurden und anderen Minderheiten. Am pikantesten: Erdogan präsentierte in Brüssel erneut seine ganz eigenen Vorstellungen von der Lösung des Flüchtlingsproblems: »Schutzzonen« auf syrischem Territorium. Aktuell hieße das aber nicht nur militärische Konfrontation mit Assad, sondern wohl auch mit Russland. Davor schauderte selbst den kältesten EU-Kriegern. Diesmal noch.
Aber selbst wenn Erdogan zunächst mit leeren Händen nach Hause zurückkehrte sollte: Allein das Nachdenken darüber, die Türkei könnte »sicheres Drittland« sein, sagt etwas zu der Empörung der EU über Ankaras Terror gegenüber Kurden und Linken: War wohl doch nicht so ernst gemeint.