Neue Mannschaft gesucht
Konjunkturnachrichten hören sich häufig so an, als ob die Wirtschaft etwas Abstraktes sei. So könnte man bei einem wie am Montag von Forschern prognostizierten Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von zwei Prozent verleitet sein, zu titeln: »Die Wirtschaft ist weiterhin auf gutem Kurs.«
Dabei ist die Wirtschaft kein Geisterschiff ohne Mannschaft, wie es solche Bilder suggerieren. Zwar hängt der Kurs mitunter auch davon ab, ob auf den Meeren der Weltkonjunktur stürmische Zeiten herrschen oder eher Flaute. Doch meist ist das Zusammenspiel der gesamten Mannschaft für das Weiterkommen verantwortlich. Läuft es gut, dann profitieren die einen mal mehr, die anderen mal weniger. Hierzulande profitieren aber derzeit fast alle von der guten Wirtschaftslage: Die Unternehmen machen kräftige Gewinne, der Staat kann sich über mehr Steuereinnahmen und die Angestellten können sich über höhere Löhne freuen. Warum also nicht Menschen mit ins Boot holen, die vor Bürgerkrieg und anderer Not fliehen mussten? Langfristig ist dies für alle gut. Ohne verstärkte Einwanderung wird es nämlich auf Grund des demografischen Wandels unweigerlich zu einem Schiffbruch bei den Sozialsystemen kommen.
Entgegen etwaiger Stammtischparolen ist das Boot also nicht voll, sondern sucht eine neue Mannschaft. Die alte wird nämlich langsam zu alt.