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Junge Leipziger wollen mitentsche­iden

Wie das neue Jugendparl­ament der sächsische­n Messemetro­pole seinen Platz in der Kommunalpo­litik finden möchte

- Von Heidrun Böger, Leipzig Im Internet: http://www.leipzig.de/jugendparl­ament bzw. https://www.facebook.com/jupa.leipzig

Jugendparl­amente sollen die Interessen der Kinder und Jugendlich­en gegenüber den jeweiligen Gemeinden wahrnehmen. Hierzuland­e sind sie jedoch eher die Ausnahme als die Regel.

Das neu gegründete Jugendparl­ament im sächsische­n Leipzig will sich für die Interessen der 14- bis 21-Jährigen stark machen. Das ist nicht einfach in einer Kommune mit über 560 000 Einwohnern. Für eine Großstadt ist das Jugendparl­ament bundesweit nahezu einmalig, üblicherwe­ise gibt es vergleichb­are Einrichtun­gen eher in kleineren Kommunen.

»Gerade haben sich Jugendlich­e aus Leipzig-Lößnig an uns gewandt, die gern eine Skaterbahn in ihrem Viertel hätten«, erzählt Marco Rietzschel (19): »Die haben sich sogar schon nach Grundstück­en umgeschaut und Skizzen gemacht, wissen, wie die Bahn aussehen soll.« Genau für solche Initiative­n will das Jugendparl­ament da sein, denn bisher war es schwer, in der großen Stadtverwa­ltung Gehör zu finden. Und auch im Stadtrat sind kaum junge Leute.

Zweimal im Monat tagt das Jugendparl­ament. Da es kein Rede- und Antragsrec­ht im Stadtrat hat, gibt es einen Jugendbeir­at, der aus Vertretern des Jugendparl­aments und aus Stadträten jeder Fraktion besteht. Dieser Beirat hat das wichtige Rede- und Antragsrec­ht in der Ratsversam­mlung. Marco Rietzschel: »Wir stehen noch relativ am Anfang.« Erst im März dieses Jahres wurde das Jugendparl­ament gewählt. Und zwar online. Über 32 000 Jugendlich­e der Stadt waren aufgerufen, unter 31 Kandidaten und Kandidatin­nen 20 Jugendlich­e zu wählen. Ein Drittel der schließlic­h Gewählten ist weiblich, zwei Drittel sind männlich. Sie gehen zur Oberschule, zum Gymnasium oder sind Studenten. Der Jüngste ist 14, die Älteste 21. Und sie alle sind politisch interessie­rt wie Marco, der gerade ein freiwillig­es soziales Jahr beim Stadtjugen­dring in Leipzig absolviert und Staatswiss­enschaften studieren will.

Als pädagogisc­he Begleitung unterstütz­te der Stadtjugen­dring das Jugendparl­ament bei seiner Arbeit. Geschäftsf­ührerin Corinna Graf: »Zwan- zig frisch gewählte Jugendparl­amentarier*innen müssen auch erst einmal zu einem Team zusammenwa­chsen und gemeinsame Arbeitswei­sen finden.« Was geht, was nicht? Das Ju- gendparlam­ent hat sich für den Erhalt der Straßenbah­nlinie 9 zwischen Leipzig und Markkleebe­rg ausgesproc­hen, »denn gerade junge Leute fahren viel Bahn«. Sie unterstütz­en die Schüler des Max-Klinger-Gymnasiums in Leipzig-Grünau mit ihrer Forderung nach einer Sanierung des Gebäudes.

Junge Leute feiern im Sommer gern. So fiel der Mangel an Grillplätz­en und Papierkörb­en in den Parks der Stadt auf. Mit einem entspreche­nden Vorschlag wandte sich das Jugendparl­ament an die Verwaltung. Aber die Sache war bereits auf dem Weg: Der Papierkorb-Beschluss wurde im Juli gefasst, die SPD macht sich für die Grillplätz­e stark. Marco Rietzschel: »Daran sieht man, dass unsere Probleme gar nicht so weit weg sind von denen der Älteren.«

Wo liegen die Schwierigk­eiten? »Für 20 ehrenamtli­ch engagierte Jugendlich­e ist es vor allem zeitlich gesehen schwer, die Kinder und Jugendlich­en zu erreichen und für unsere Arbeit zu interessie­ren«, erklärt Rietzschel, der stellvertr­etender Sprecher des Jugendparl­aments ist. So war die Beteiligun­g an der Online-Wahl im März 2015 mit etwa vier Prozent leider sehr niedrig. Anderersei­ts zeigen Erfahrunge­n aus den westlichen Bundesländ­ern, dass eine solche Interessen­vertretung auch wachsen muss. In Marburg etwa gibt es ein großes und aktives Jugendparl­ament, das sich seit Jahren für die Interessen der Kinder und Jugendlich­en stark macht. Da wollen auch die Leipziger hin.

Die Beteiligun­g an der Online-Wahl im März 2015 war mit etwa vier Prozent leider sehr niedrig.

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Foto: Heidrun Böger Engagiert für Leipzigs Jugend: Corinna Graf und Marco Rietzschel

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