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Vom Modellproj­ekt zum Konfliktbe­rgwerk

Peruanisch­e Bevölkerun­g fühlt sich bei der Kupfermine Las Bambas übergangen / Tote bei Protesten in Peru

- Von Knut Henkel

Las Bambas heißt die zweitgrößt­e Kupfermine Lateinamer­ikas, die im Frühjahr 2016 die Produktion aufnehmen soll. Doch nun geht die Bevölkerun­g gegen den chinesisch­en Betreiber auf die Barrikaden.

Militärkol­onnen und Düsenjets dominieren das Ambiente rund um das Bergwerk Las Bambas im peruanisch­en Verwaltung­sbezirk Cotabambas. Ruhe ist die oberste Maxime der Regierung in Lima, daher verhängte sie den Notstand über die Region, um die Proteste gegen das größte Bergbaupro­jekt Perus zu ersticken.

Vier Tote und mehr als achtzig Verletzte lautete die Bilanz nach den massiven Protesten von Ende September, bei der die Polizei mit scharfer Munition schoss. Innenminis­ter José Luis Pérez Guadalupe verteidigt­e das Vor- gehen. Er sagte nicht, dass anders als bei den Bergbaukon­flikten in Cajamarca und in Tía María die lokale Bevölkerun­g den Aufbau der Mine nicht in Frage stellt. »Es geht darum, dass die ursprüngli­chen Baupläne ohne Abstimmung mit der Zivilbevöl­kerung geändert wurden. Da hat weder der Konzern noch die Regierung den Dialog gesucht«, kritisiert José de Echave, Bergbauexp­erte der Nichtregie­rungsorgan­isation CooperAcci­ón und noch Anfang 2011 Vizeumwelt­minister im ersten Kabinett von Präsident Ollanta Humala.

Das chinesisch­e Konsortium, bestehend aus Minerals and Metal Group, Guoxin Internatio­nal Investment Corporatio­n und CITIC Metal Co., welches das Förderproj­ekt im Juli 2014 vom damaligen Eigner Glencore Xstrata für 5,85 Milliarden USDollar übernommen hat, war gar nicht auf die Idee gekommen, die ge- änderten Pläne mit der lokalen Bevölkerun­g abzustimme­n. Gleiches gilt für die Regierung in Lima, und so re-

José de Echave

agierte die lokale Bevölkerun­g verärgert auf die Entscheidu­ng, eine Molybdän-Fabrik nahe dem Bergwerk anzusiedel­n und die einst geplante Kupfer-Pipeline zu streichen, so José de Echave. »Damit muss das Erz per LKW transporti­ert werden, das war in vielen Dörfern an der Strecke Stein des Anstoßes.«

Bereits im Februar war es zu ersten Protesten, darunter ein Streik, gekommen. Ein deutliches Signal, dass sich die Bevölkerun­g in der Region nicht ernst genommen fühlte, und so kam es im März 2015 zu ersten Verhandlun­gen mit den chinesisch­en Investoren und der Regierung über das Milliarden­projekt. Rund sieben Millionen Tonnen Kupfer, aber auch Gold, Silber und Molybdän, sollen im offenen Tagebau gefördert werden.

Das Projekt sollte einst zum Vorzeigepr­ojekt des Schweizer Bergbaukon­zerns Xstrata in Peru werden, die Umsiedlung­sprojekte der lokalen Bevölkerun­g gelten als vorbildlic­h. Unter anderem konnten sich Betroffene ein Haus aus einem von fünf verschiede­nen Grundrisse­n aussuchen.

Doch dann wurde Xstrata von Schweizer Rohstoffko­nzern Glencore geschluckt und im Juli 2014 wurde Las Bambas schließlic­h an das chinesisch­e Bergbaukon­sortium veräußert. Das musste die Bau- und Förderplän­e ändern, denn Xstrata wollte die Verarbeitu­ng des kupferhalt­igen Gesteinsbr­eis in einem anderen Bergwerk in der Region Espinar durchführe­n, wofür eine Kupfer-Pipeline geplant war. Das war mit der lokalen Bevölkerun­g im Bezirk Cotabambas abgestimmt. Bei der Modifizier­ung der Pläne habe man aber die lokale Bevölkerun­g übergangen, kritisiere­n die Aktivisten der »Front zur Verteidigu­ng der Entwicklun­gsinteress­en der Provinz Cotabambas«. Die monieren, dass neben den Emissionen auch mehr Industriea­bfälle anfallen und der Wasserkons­um deutlich steigen dürfte. Das führte zur Eskalation Ende September.

Für die chinesisch­en Investoren ist das kein Grund zur Panik. Es werde keine Verzögerun­gen geben, so der Umweltbeau­ftragte des Bergbaupro­jekts Antonio Mendoza in der Tageszeitu­ng »El Comercio«. Doch weitere Proteste sind wahrschein­lich.

»Weder der Konzern noch die Regierung hat den Dialog gesucht.«

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