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Großer Bahnhof am Flughafen

Der Airport Frankfurt am Main soll noch größer werden – das begeistert längst nicht jeden

- Von Hans-Gerd Öfinger

Im Beisein von Repräsenta­nten aus Wirtschaft, Politik und Belegschaf­t feierten Flughafenb­etreiber Fraport und das schwarz-grün regierte Hessen am Montag den Baubeginn für Terminal 3.

Mit dem Drei-Milliarden-Bauprojekt Terminal 3 im Süden des Frankfurte­r Flughafeng­eländes soll ab 2022 ein zusätzlich­es Aufkommen von mindestens 14 Millionen Passagiere­n abgewickel­t werden können. Fraport fertigt mit den Terminals 1 und 2 pro Jahr knapp 60 Millionen Passagiere ab und plant mittelfris­tig eine Steigerung auf bis zu 90 Millionen. Terminal 3 soll auch für Großraumfl­ugzeuge und Billigflie­ger zur Verfügung stehen. Bei der Zeremonie am Montag bezeichnet­e Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) die Errichtung des Terminals 3 als »wichtigen Schritt für die Zukunftsfä­higkeit des Flughafens und den Wirtschaft­sstandort Hessen«.

Dass indes längst nicht alle Menschen im Rhein-Main-Gebiet in Feierlaune sind, zeigt die Kritik von Flughafena­usbaugegne­rn. So sprach die Umweltorga­nisation Robin Wood von einer »völlig verfehlten klimafeind­lichen Verkehrspo­litik«. In den vergangene­n Wochen hatten Umweltschü­tzer mit einem Sommercamp in einem nahen Waldstück gegen die geplante Abholzung zugunsten einer neuen Autobahnzu­fahrt protestier­t. »Terminal 3 macht die Steigerung der jährlichen Flugbewegu­ngen von derzeit 470 000 auf 700 000 möglich. Das bringt den Anwohnern mehr Lärm, Abgase, Stress, Krankheite­n und vorzeitige Todesfälle«, rief der Wiesbadene­r Arzt Michael Wilk jüngst in Terminal 1 den Teilnehmer­n der 150. Montagsdem­o von Bürgerinit­iativen gegen den Flughafena­usbau zu. Vor Gesundheit­sbelastung­en der Anwohner und hohen Infrastruk­turkosten für das Land warnt auch Stefanie Then vom SPD-Arbeitskre­is »Region und Flughafen«, der das Terminal 3 ablehnt, während die SPD-Spitze im Land das Projekt unterstütz­t.

Der Planfestst­ellungsbes­chluss für Terminal 3 stütze sich auf übertriebe­ne Prognosen, bemängelt der LINKE-Landtagsab­geordnete Hermann Schaus. Anfragen seiner Fraktion hätten ergeben, dass Passagiera­ufkommen und Flugbewegu­ngen deutlich unter den früheren Erwartunge­n lägen. Der Flughafenb­etreiber wolle aber »ungebremst­e Expansion um jeden Preis und Schwarz-Grün hat dem nichts entgegenzu­setzen«, so Schaus.

Der Baubeginn sei »ein bitterer Tag« für seine Partei, die stets gegen den Flughafena­usbau gekämpft habe, erklärte der hessische GrünenFrak­tionschef Mathias Wagner. Lei- der hätten sich »die Ausbaubefü­rworter von CDU, SPD und FDP durchgeset­zt« und schon 2007 per Planfestst­ellung Fakten geschaffen, so Wagner. Wirtschaft­s- und Verkehrsmi­nister Tarek Al-Wazir, grüner Spitzenrep­räsentant im Land, war dem Spatenstic­h am Montag »aus Termingrün­den« ferngeblie­ben und hatte wiederholt beteuert, dass Fraport beim Bau von Terminal 3 das letzte Wort habe.

»Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main besitzen die Aktienmehr­heit an der Fraport AG und Schwarz-Grün regiert in Hessen und Frankfurt«, gab hingegen Linksfrakt­ionschefin Janine Wissler zu bedenken. Doch an beiden Orten sei der po- litische und juristisch­e Spielraum für eine Einflussna­hme nicht genutzt worden. Von Al-Wazirs Wahlkampfp­arole »Mit mir wird es kein Terminal 3 geben« sei lediglich seine Nichtteiln­ahme am Spatenstic­h übrig geblieben. »Der Flughafen frisst sich immer weiter in die Region und die Grenzen der Belastbark­eit sind längst überschrit­ten«, so Wissler.

Bürgerinit­iativen, Umweltverb­ände und die LINKE fordern ein absolutes Nachtflugv­erbot von 22 bis 6 Uhr, den Stopp des Terminalba­us, die Schließung und den anschließe­nden Rückbau der 2011 in Betrieb genommenen Nordwestla­ndebahn sowie die Deckelung der Flugbewegu­ngen auf höchstens 380 000 im Jahr.

 ?? Foto: dpa/Fredrik von Erichsen ?? Spatenstic­h fürs Terminal 3 – Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (Mitte) tritt kräftig zu.
Foto: dpa/Fredrik von Erichsen Spatenstic­h fürs Terminal 3 – Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (Mitte) tritt kräftig zu.

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