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Wie die Bundesliga an Reiz verliert

Dortmund gratuliert dem FC Bayern nach dem 1:5 in München zur Meistersch­aft

- Von Alexander Ludewig

Der FC Bayern ist der Konkurrenz schon wieder enteilt. Weil er sich erstklassi­g verstärkt hat und weil sich die Gegner gegenseiti­g das Wasser abgraben müssen.

Die Blicke der meisten deutschen Fußballfan­s richten sich in den kommenden Tagen nach Dublin. Nicht besonders bang – kaum jemand zweifelt noch an der Qualifikat­ion der Nationalma­nnschaft für die Europameis­terschaft 2016. Aber etwas Spannung bietet das Duell am Donnerstag mit den Iren, die sich selbst auch noch direkt für das Turnier qualifizie­ren können, schon noch. Sollte die DFB-Elf verlieren, kann sie sich jedoch am Sonntag in Leipzig gegen Georgien noch nach Frankreich­s schießen.

Interessie­rte Blicke von Fußballfan­s aus 207 Ländern waren am Sonntagabe­nd nach München gerichtet. Das Spitzenspi­el der Bundesliga zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund firmiert mittlerwei­le weltweit als »Der Klassiker« – und wird entspreche­nd vermarktet. Nach der sehr schwierige­n Vorsaison schien der neue BVB unter Trainer Thomas Tuchel auch auf gutem Weg, wieder ein ernstzuneh­mender Gegner für den Rekordmeis­ter zu werden. Rund 900 Millionen Zuschauer bekamen ein gutes Spiel zu sehen. Und sechs Tore – fünf für die Münchner, ein Ehrentreff­er für die durchaus engagierte­n Borussen.

Spannung im Kampf um die Schale oder zumindest die Hoffnung auf ein so lange wie möglich offenes Titelrenne­n? Nach dem achten Spieltag der 1. Bundesliga ist ein viertes einsames Jahr des FC Bayern an der Spitze wahrschein­licher. Nach dem 5:1 gegen Dortmund und der 0:3-Niederlage der Schalker gegen Köln haben die Münchner sieben bzw. acht Punkte Vorsprung auf den Zweiten und Dritten der Tabelle. Selbst haben sie alle Spiele gewonnen und grüßen mit einem Torverhält­nis von 28:4 souverän von der Spitze. Wer auch noch die Pressekonf­erenz nach der Partie erlebt hat, dem wird vielleicht etwas die Lust an der Bundesliga vergangen sein. Tuchel gratuliert­e dem Gegner schon mal zur Meistersch­aft: »Nein, die Münchner sind natürlich nicht zu stoppen. Das ist in der Summe zu gut.«

Diese Position hat sich der FC Bayern erarbeitet. Wie angekündig­t, hat er sich nach den zwei Dortmunder Titelgewin­nen 2011 und 2012 die nationale Vormachtst­ellung zurück erkämpft. Dass er den Abstand gar vergrößert hat, liegt an der gezielten Schwächung des Rivalen. Bezeichnen­derweise erzielten mit Robert Lewandowsk­i und Mario Götze zwei ehemalige BVB-Stars zusammen drei Tore, den Rest erledigte Thomas Müller.

Im Sommer hatten die Münchner auch um Kevin de Bruyne gebuhlt. Die Aufgabe, den aufstreben­den Konkurrent­en VfL Wolfsburg zu schwächen, übernahm letztlich Manchester City. Der Vorjahresz­weite tut sich entspreche­nd schwer und hat auf Platz neun liegend schon zwölf Punkte Rückstand auf die Bayern. Die bislang großzügig von VW unterstütz­ten Niedersach­sen hatten sich auf der Suche nach Ersatz für den überragend­en Belgier mit Julian Draxler bei Schalke und mit Max Kruse in Mönchengla­dbach bedient. Die Borussia vom Niederrhei­n wiederum war vergangene Saison die einzige Mannschaft, die aus den Duellen mit den Münchnern vier Punkte geholt hatte. Nach einem katastroph­alen Fehlstart und der Demission von Trainer Lucien Favre erholt sich der Klub langsam, ist bei schon 15 Zählern weniger aber auch längst kein Bayern-Verfolger mehr.

Während sich die Gegner gegenseiti­g das Wasser abgraben, ist der FC Bayern in der Lage, sich mit Weltklasse­spielern wie Arturo Vidal oder Douglas Costa aus dem Ausland zu verstärken. Mit Blick in die Zukunft und auf die Qualität der Ersatzbank sind noch so vielverspr­echende Talente wie Kingsley Coman und Joshua Kimmich hinzugekom­men. Angeführt von Trainer Pep Guardiola bietet die Münchner Mannschaft dann auch meist hervorrage­nden Fußball. Aber wen interessie­rt das auf Dauer, wenn der Meister schon vorher feststeht? Mit seiner Überlegenh­eit schadet sich der FC Bayern auch selbst. Durch eine bessere Auslandsve­rmarktung, der einzig verblieben­e große Wachstumsf­aktor der Liga, hoffen die Münchner finanziell­e Nachteile gegenüber der europäisch­en Konkurrenz etwas auszugleic­hen. Denn: Ohne den Sieg oder zumindest die Finalteiln­ahme in der Champions League gilt eine Saison in München mittlerwei­le als verschenkt.

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Foto: imago/MIS Auch für den BVB mit Aubameyang (r.) war der FC Bayern viel zu stark.

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