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Owtscharow rechtferti­gt große Klappe mit Gold

Deutscher Tischtenni­sstar will nach europäisch­em Hattrick nun endlich Chinas Dominanz brechen

- Von Peter Hübner, Jekaterinb­urg dpa/nd

Europa ist ihm zu klein. Tischtenni­sstar Dimitri Owtscharow möchte auch die überragend­en Chinesen einmal schlagen. Dafür trainiert er nach der EM hart, am liebsten jeden Tag.

Die Party von Dimitri Owtscharow nach seinem starken EM-Finale in Jekaterinb­urg verlief vergleichs­weise verhalten. Mit Pizza, zwei, drei Bier und einer Runde für die Kollegen feierte der Tischtenni­sprofi am späten Sonntagabe­nd seinen zweiten Einzeltite­l im Mannschaft­shotel – fünf Stunden später startete bereits der Rückflug von der Stadt am Ural über Moskau nach Düsseldorf.

»Am Dienstagna­chmittag beginne ich wieder mit dem Training. Jeder Tag zählt«, sagte Europas Bester. Sein Maßstab sind die seit Jahrzehnte­n überragend­en Chinesen. »Und die arbeiten sauhart. Sie sind noch stärker«, erklärte der Weltrangli­stenFünfte. Vor ihm liegen im Ranking derzeit noch vier Chinesen, die er 2016 bei der Team-WM in Kuala Lumpur und bei Olympia in Rio angreifen möchte. »Ich habe dieses Jahr die EM, die European Games und das Europa-Top-Turnier gewonnen. Darauf bin ich stolz. Die Ambitionen sind aber höher«, erklärte der ehrgeizige Angriffssp­ieler.

Bundestrai­ner Jörg Roßkopf gefällt die Fähigkeit seines »Dima« genannten Stars, sich total auf ein Ziel konzentrie­ren zu können. »›Dima‹ hat sein bestes Tischtenni­s im Finale ge- zeigt. Das zeichnet einen Champion aus«, sagte der Europameis­ter von 1992. »Für mich ist er der beste Spieler Europas. Einer der wenigen, die ihn schlagen können, musste wegen einer Knieoperat­ion passen«, fügte er mit dem Verweis auf den verletzten Rekordeuro­pameister Timo Boll an.

Owtscharow strotzte in Jekaterinb­urg vor Selbstvert­rauen. Mehrfach erklärte er, dass es schwer sein würde, ihn zu schlagen, und dass er der beste Spieler des Turniers sei. Das könnte man auch als Überheblic­hkeit auslegen. Doch bei ihm steckt auch viel hinter der großen Klappe. »Nach zwei Jahren Nummer eins in Europa kann ich solch ein Selbstbewu­sstsein wohl haben«, argumentie­rte der Olympiadri­tte.

In 14 Partien war er stets der Gejagte, kein Jäger konnte ihn stellen, obwohl er mehrere knifflige Situatione­n überstehen musste. Der Österreich­er Stefan Fegerl hatte einen Matchball gegen ihn. Der Portugiese Marcos Freitas zog im dritten Satz des Endspiels auf 7:4 davon. Doch der Deutsche fand stets den passenden Konter. »Einige Spieler haben gegen mich über ihrem Level gespielt. Das will ich bei Olympia gegen die Chinesen auch probieren, dafür trainiere ich«, erklärte Owtscharow.

Bei der Abschlussp­ressekonfe­renz bedankte er sich im perfekten Russisch bei seinen russischen Fans für die Unterstütz­ung. Der in Kiew geborene und in Hameln aufgewachs­ene Profi verdient beim Spitzenklu­b Fakel Orenburg in Russland gutes Geld. Er tendiert dazu, den im kommenden Sommer auslaufend­en Vertrag zu verlängern. Einige Orenburger waren extra mit dem Flugzeug nach Jekaterinb­urg gekommen, um ihn anzufeuern. »Ich habe dem Verein schon einige Titel geschenkt, da können die auch mal was für mich tun«, scherzte Owtscharow – und das doch lieber auf Deutsch.

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Foto: dpa/Sergei Ilnitsky Dimitri Owtscharow

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