Explosive Erneuerung
Zu »Neue Atombomben für Büchel«, nd-online.de vom 22.9. Prof. Dr. Gregor Putensen, Greifswald
Büchel in Rheinland-Pfalz ist immer noch Lagerstätte von Atombomben der USA. 2009 gehörte die Rückverlagerung dieser Waffen in die USA zum offiziellen Regierungsprogramm der Koalition von CDU und FDP. Diesem Anliegen hat die Bundesregierung jedoch trotz entsprechend fordernder Unterstützung durch die Oppositionsparteien im Bundestag zu keinem Zeitpunkt gegenüber Washington ernsthaft Nachdruck verliehen.
Die amerikanischen Budgetplanungen offenbaren nunmehr die nicht ganz neue Absicht, eine Modernisierung der etwa 20 in Büchel gelagerten Atombomben vom Typ B61 vorzunehmen. Die zur B-61-12 modernisierte Nuklearwaffe für so genannte taktische Einsatzzwecke soll »effektiver«, d. h. zielgenauer als ihre mit größerer Explosivkraft ausgestatteten Vorgänger sein. Zugleich wird den neuen Atombomben eine größere Durchschlagsfähigkeit und Explosivkraft gegenüber unterirdischen durch Bunker und Beton gesicherten militärischen Objekten attestiert. Die Neigung zu ihrem tatsächlichen Einsatz wird damit größer. Aber nicht genug damit: Die Tornadoflugzeuge der Bundesluftwaffe stehen damit ebenfalls vor einer »bombenkompatiblen« Anpassung für den Einsatz im denkbaren Kriegsfall.
Obwohl die Bundesrepublik dem Vertrag zur Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen (gültig seit 1970) angehört, der weder Produktion und Besitz noch Lagerung und Verfügung über Kernwaffen erlaubt, trainieren im Rahmen der NATO seit vielen Jahren deutsche Piloten mit deutschen Tornados den Abwurf der amerikanischen Atombomben. Weder die Zugehörigkeit zum NATOMilitärbündnis noch gesonderte (geheime) Übereinkommen mit den USA legitimieren diese Vorbereitungen zum Bruch des Kernwaffensperrvertrages.
Kein Wunder also, wenn die Militärstrategen in Russland ihrerseits laut darüber nachdenken, in der Exklave Kaliningrad Iskander-Raketen mit »taktischer« Reichweite (etwa 500 km) zu stationieren.