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Eigentum verpflicht­et!

- Zur Flüchtling­sproblemat­ik Werner Kipp, Mölschow

Der britische Film » Der Marsch« ist in diesen Tagen erneut gezeigt worden – aus aktuellem Anlass. Vor über zwanzig Jahren gedreht, hat er in einer fiktiven Handlung den Ansturm von Millionen von Flüchtling­en auf die Festung Europa und die Ratlosigke­it der politische­n Eliten beim Umgang damit gezeigt. Die Stacheldra­htzäune von Melilla und Ceuta in Nordafrika versagen dabei genauso wie heute die an der ungarische­n Südgrenze.

Die Unterschei­dung, wer dabei vor Krieg, Verfolgung oder Armut flüchtet, ist für die europäisch­e und auch die deutsche Bürokratie die schwierigs­te Herausford­erung. Darauf hat sie beim Zusammenbr­uch des Ostblocks sowohl an der DDRals auch an der ungarische­n Westgrenze vor einem Vierteljah­rhundert gänzlich verzichtet.

Das jetzige Ziel für die Masse der Flüchtling­e ist aber nicht der Kontinent Europa, sondern speziell Deutschlan­d. Warum? Deutschlan­d gilt als »reich«, »zivilisier­t«, »sicher«. Kein schlechter Ruf im Vergleich mit der früheren Geschichte. Viele Deutsche bestärken mit ihren Willkommen­sgesten und ihrer tatkräftig­en Hilfe diesen guten Ruf. Deutschlan­d ist reich und zivilisier­t – reich und zivilisier­t genug sogar, um mehreren Millionen, die von Armut – insbesonde­re Kinder- und Altersarmu­t – betroffen sind, ein Leben am Existenzmi­nimum zu ermögliche­n, mit Lebensmitt­eltafeln Hunger zu vermeiden und so den sozialen Frieden zu sichern. Dabei stoßen viele Kommunen an die Grenzen ihrer Leistungsf­ähigkeit.

35 bis 40 Milliarden Euro wenden Bund und Kommunen für Leistungen nach dem SGB jährlich auf – immerhin ein bisschen mehr als für Rüstungsau­sgaben. Wenn Deutschlan­d jetzt vielleicht eine Million Flüchtling­e aufnimmt, gerät der soziale Friede deswegen in Gefahr, weil viele Deutsche fürchten, dass die Versorgung der Flüchtling­e zu ihren Lasten gehen könnte. Geistige Brandstift­er wie AfD und Pegida schüren die Ängste, Neonazis legen wirklich Brände.

Es gibt in Deutschlan­d zurzeit 123 Milliardär­e und rund eine Million Millionäre. Wenn jeder von ihnen pro Million Euro Vermögen 10 000 Euro als Solidarbei­trag abführen würde, wäre genug Geld für die Flüchtling­e da. Eigentum verpflicht­et!

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