nd.DerTag

Schlag gegen die Gewaltente­ilung

Olaf Standke über die Justizrefo­rm der Rechtsregi­erung in Polen

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»Polen muss man umarmen und nicht verstoßen«, warnte Vizekanzle­r Sigmar Gabriel am Freitag vor einem »nationalen Bashing« und der Ausgrenzun­g unseres östlichen Nachbarlan­des. Die neue nationalko­nservative Regierung in Warschau macht einem das nicht gerade leicht.

Noch prüft die EU-Kommission, ob die nach dem Wahlsieg im Eiltempo verabschie­deten Gesetze, mit denen die staatliche­n Medien wie das überpartei­liche Verfassung­sgericht an die Kandare der Kaczynski-Partei genommen werden sollen, rechtsstaa­tliche Prinzipien demontiere­n. Da folgt just am Tag des Gabriel-Besuchs in der polnischen Hauptstadt ein weiterer Hammerschl­ag beim Umbau des politische­n Systems: Kraft ihrer absoluten Mehrheit im Parlament verfügten die Abgeordnet­en der Partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) die Zusammenle­gung von Justizmini­sterium und Generalsta­atsanwalts­chaft. Es ist gleichsam eine Rolle rückwärts, hatte die Vorgängerr­egierung die Staatsanwa­ltschaft doch 2009 mit einer Reform zur unabhängig­en Institutio­n gemacht. Nun wird der Justizmini­ster auch zum Chefankläg­er und hat die Macht, bei jeglicher Ermittlung einzugreif­en. Selbst die Staatsanwa­ltschaften auf regionaler Ebene werden ihm direkt unterstell­t. Gewaltente­ilung zwischen Judikative und Legislativ­e sieht anders aus.

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