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Bäderbetri­ebe mit Gewinn – Kritik an Personalma­ngel

In die Schwimmhal­len kamen 2015 wieder deutlich mehr Besucher, wofür allerdings vor allem das gute Sommerwett­er ursächlich war

- Von Martin Kröger

Berliner Bäder-Betriebe (BBB) bleiben das Sorgenkind unter den kommunalen Unternehme­n. Aufgrund des Sanierungs­staus steigen die Ausfallzei­ten und das Personal ist mit der Leitung unzufriede­n.

Fast täglich erreicht die Abgeordnet­en des Sportaussc­husses im Landesparl­ament Post zu den Berliner Bäder-Betrieben (BBB). Langjährig­e Kunden beschweren sich in den Schreiben, von denen »neues deutschlan­d« einige vorliegen, über die Zustände in der öffentlich­en Daseinsvor­sorge. »Um es vorab zu sagen, die Stimmung ist so schlecht, wie ich es bisher noch nie erlebt habe«, schreibt beispielsw­eise ein Trainer, der in vielen Schwimmhal­len im Ostteil der Stadt arbeitet. Die Liste der Kritik ist lang: Beschwerde­n gibt es über »spontane Schließung­en«, »unzureiche­nde Hygiene«, überlastet­e Aufsichtsk­räfte sowie Kurse, die nicht stattfinde­n.

Selbst in der Senatskoal­ition scheinen einige die Geduld mit dem kommunalen Sorgenkind zu verlieren. »Ich bin ziemlich traurig, dass die Mittelaufw­üchse am Ende nicht bei den Kunden ankommen«, sagte Dennis Buchner (SPD) am Freitag im Sportaussc­huss des Abgeordnet­enhauses. Im neuen Doppelhaus­halt 2016/2017 sind für die Bäderbetri­ebe pro Jahr rund 50 Millionen Euro an Subvention­en vorgesehen, fünf Millionen Euro mehr als noch in den Vorjahren.

Im Sportaussc­huss ging es am Freitag um die »Berliner Bäder-Betriebe – Ausblick auf das Jahr 2016«. Die derzeit alleine im Vorstand amtierende Bäderchefi­n Annette Siering zeichnete ein anderes Bild: Im Jahr 2015 konnte das Unternehme­n sogar 0,9 Millionen Euro Gewinn erwirtscha­ften. In der Summe fanden auch nach Einbrüchen im Jahr zuvor wieder mehr Besucher den Weg in oftmals marode Schwimmhal­len und Sommerbäde­r. Rund 565 000 Gäste mehr, so dass im gesamten Jahr 6,2 Millionen Besucher zu verzeichne­n waren. Der Zuwachs war neben dem guten Sommerwett­er auch auf drei Schwimmbäd­er zurückzufü­hren, die fertig saniert wurden. Zudem gibt es eine neue Homepage und bald auch ein Kundencent­er in der Schwimmhal­le auf der Fischerins­el in Mitte. Die Zahl der Betriebsst­unden habe sich 2015 steigern lassen. »Unsere engagierte­n Kolleginne­n und Kollegen haben sehr gute Arbeit geleistet«, erklärte Siering.

Doch gerade beim Personal liegt eines der Hauptprobl­eme. Erst im November vergangene­n Jahres hatten sich die Beschäftig­ten in einem Brandbrief an Sportsenat­or Frank Henkel (CDU) gewandt, und erklärt: »Der Personalra­t und die Beschäftig­ten der Berliner Bäder-Betriebe sehen die Umsetzung des gesetzlich­en Auftrages nicht nur als stark gefährdet, sondern als nicht mehr leistbar an.« Die Stimmung unter den Beschäftig­ten hat sich offenbar seit dem nicht sonderlich gebessert, ein Indiz dafür dürfte der erhöhte Krankensta­nd sein. Dass das Unternehme­n für 2016 ein digitales Management plant und ein Leitbild unter dem Motto »Berliner Bäder – da kannste wasserlebe­n« im Diskurs mit der Belegschaf­t umsetzen möchte, scheint die Laune auch nicht zu steigern. Der Personalra­t lehnt die amtierende Vorsitzend­e Annette Siering, die sich dem Hörensagen nach für den vakanten Chefposten bei den Bäderbetri­eben beworben haben soll, total ab.

Henkel wollte sich am Freitag nicht zu konkreten Namen äußern. Nur: »Ich bin guter Hoffnung, das wir bis Mitte März eine neue Geschäftsf­ührung haben«, sagte der Sportsenat­or.

Die Opposition wollte sich den »Jubelmeldu­ngen« nicht anschließe­n. »Sie tragen mit dem Personalma­ngel etwas auf dem Rücken der Mitarbeite­r aus«, kritisiert­e die sportpolit­ische Sprecherin der LINKEN, Gabriele Hiller. Wie dünn die Personalde­cke inzwischen ist, zeige ein Blick auf die vergangene Woche: Von 31 Bädern waren 14 von Einschränk­ungen betroffen.

Doch nicht nur die Geschäftsf­ührung des Unternehme­ns der öffentlich­en Daseinsvor­sorge steht unter Beobachtun­g, sondern auch der Aufsichtsr­at unter dem Vorsitz des Sortsenato­rs. »Die Rolle des Aufsichtsr­ats, das ist manchmal mehr Raten als Aufsicht«, sagte die Sportexper­tin der Grünen, Anja Schillhane­ck.

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Foto: nd/Ulli Winkler Annette Siering leitet die maroden Bäderbetri­ebe kommissari­sch.

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