Palindrom und Schokopudding
Alt-Mathelehrerin Frau Wurzel trifft zufällig Neu-Mathelehrerin Reike
Die Grenzen des Spielens sind so tiefwie weiträumig fließend. Einerseits hin ins Präzise, Produktive, andererseits hin zu L’art pour l’art und Nonsens. Doch eben dieses ambivalente Spielen ist engstens mit Menschwerdung verbunden. Und besonders mit dem, was Menschsein neben Arbeit am meisten prägt: mit Sprache.
Spiele mit Wörtern dürften deshalb zu den ältesten überhaupt gehören. Und sie sind über Jahrtausende hoch kultiviert worden. In neuerer Zeit war der geniale Österreichische Schriftsteller Karl Kraus (1874 - 1936) auch einer der Wortspitzenspieler. Beispiel: »Ein Wirrsal ist's, so lang es währt, /du tappst darin, als wär's verkehrt. /Und in dem Dunkel da und dort/ erkennst du nur das Rätselwort.«
Solche Wortspielkultur ist etwas aus der Mode und die Lösung für uns Heutige schwer. Auch wenn – wie bei Kraus im Original – als Lösungshinweis der Begriff »Palindrom« drüber steht. Ahnen Sie nun vielleicht, worauf Karl Kraus hinaus will?
Nicht so einfach, oder? Das Ergebnis liefern wir am 6. Februar für alle nach – und wenden uns für heute lieber einmal mehr der Mathematik und Logik zu. (Beide hat der Philosoph Ludwig Wittgenstein übrigens auch zu den Sprachspielen gezählt!) Die Idee zu diesem Denkspiel stammt von Detlef Winter aus Radeberg:
Bei einem Besuch in ihrer Heimatstadt trifft Reike zufällig ihre ehemalige Mathematiklehrerin Frau Wurzel. Großes Hallo. Zum einen, weil man sich lange aus den Augen verloren hatte, zum anderen, weil Reike längst ebenfalls Mathe unterrichtet. Beide setzen sich in ein Café. Reike erzählt auch von ihrer Familie mit inzwischen drei Kindern. »Wie alt sind die denn«, fragt ihre Ex-Lehrerin. »Oh, das können Sie gut selbst ausrechnen, Frau Wurzel«, versichert Reike augenzwinkernd: »Das ganzzahlige Alter meiner drei Kinder miteinander multipliziert ergibt 72, und die Summe der drei unsere Hausnummer.«
Erst lacht Frau Wurzel amüsiert, dann schaut sie etwas verwundert drein. Schließlich meint sie, dass sie das doch erst mal auf der Heimfahrt in der Straßenbahn überdenken müsse. Beide tauschen noch die Telefonnummern und Adressen aus und verabschieden sich. Abends ruft Frau Wurzel bei Reike an und meint, dass sich das Alter der drei Kinder so nicht eindeutig bestimmen ließe. »Oh, natürlich«, antwortet Reike, »ich hatte ihnen ja noch vergessen zu sagen: Unsere Jüngste isst gern Schokoladenpudding.« Postwendend nennt Frau Wurzel nun das Alter der drei Kindern. Wie alt sind sie?