Risiken der Weltwirtschaft
China, Brexit, Griechenland: 2016 ist schwer kalkulierbar
Der Internationale Währungsfonds (IWF) blickt skeptisch in die nähere und fernere Zukunft. Zum zweiten Mal hat die BrettonWoods-Institution seit Januar seine Prognosen nach unten korrigiert. Die globale Wirtschaft dürfte in diesem Jahr statt um 3,4 nur noch um 3,2 Prozent zulegen, 2017 um 3,5 Prozent. Diese Prognose gilt unter Ausklammerung der Risiken, die der IWF als Gefahr sieht: Die Schwäche Chinas, ein drohender Austritt Großbritanniens aus der EU (»Brexit«), Terror, die Flüchtlingskrise und geopolitische Konflikte. Auch an den Finanzmärkten könnte es zu Turbulenzen kommen, weil Anleger um einst boomende Schwellenländer einen Bogen machen und massiv Kapital abziehen. Unsicherheiten gingen auch von den Öl- und anderen Rohstoffpreisen aus. Seit letztem Sommer hätten die Finanzmärkte zweimal heftige Turbulenzen durchlebt, als Investoren sich abrupt von riskanten Vermögenswerten trennten.
Eine offene Flanke ist auch Griechenland. Während der Frühjahrstagung gehen die Gespräche innerhalb der Troika aus Europäischer Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem IWF weiter.
Im Sommer 2015 war ein drittes Hilfspaket für Griechenland im Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro geschnürt worden. Doch die Kassen des Landes werden langsam leerer – und Mitte Juli müssen gut 2,7 Milliarden Euro an EZB und IWF zurückgezahlt werden. Das Geld dafür hat Griechenlands Regierung nicht, und ohne eine Einigung mit den Gläubigern kann kein Geld in die Staatskasse fließen. Unter anderem Deutschland dringt darauf, dass sich auch der IWF beteiligt.
Der IWF hat derweil Angst vor dem Verlust eigener Forderungen an Griechenland. Er stuft die griechische Schuldenlast als »in hohem Maße untragbar« ein. Neben den Reformen müssten die europäischen Partner dem Land seine Verbindlichkeiten in einem wesentlichen Umfang erlassen, fordert der IWF in einem Entwurf, in den Reuters am Dienstag Einblick nehmen konnte.
Griechenland kämpft weiterhin mit einer hohen Arbeitslosigkeit, die zuletzt im Januar auf 24,4 Prozent anzog. Der IWF empfiehlt Veränderungen beim Steuersystem sowie die Umsetzung der Rentenreform, aber auch einen Schuldenerlass, bei dem der IWF selbst außen vor bleiben will.