Männer im Mittelalter
Berliner AfD in Umfrage bei der 35- bis 49-Jährigen stärkste Kraft
In fünf Monaten wird in Berlin ein neues Abgeordnetenhaus gewählt. In einer aktuellen Umfrage kommt die Regierungspartei SPD nur noch auf 23 Prozent – das ist das schlechteste Ergebnis in einer Umfrage des Instituts Infratest seit zehn Jahren. Die Sozialdemokraten bleiben in Berlin dennoch stärkste Kraft. Allerdings sieht das in einer Altersgruppe anders aus: Laut der Zahlen für die »Berliner Morgenpost« und den RBB kommt die Rechtsaußen-Partei AfD bei den 35- bis 49-Jährigen mit 22 Prozent auf den ersten Platz. In ganz Berlin erreicht die AfD 13 Prozent, das sind drei Punkte mehr als im Februar.
Schon bei den Landtagswahlen im Frühjahr war die AfD überdurchschnittlich in den jüngeren und »mittelalten« Wählergruppen auf Zustimmung gestoßen. In Sachsen-Anhalt, wo die Rechtsaußen landesweit 24,2 Prozent erreicht hatten, wurden sie laut Zahlen von Infratest dimap und der Forschungsgruppe Wahlen bei den Wählern bis 44 Jahren sogar stärkste Partei. Klar überdurchschnittliche Werte erreichten die Rechtspopulisten auch in BadenWürttemberg und in RheinlandPfalz bei den 25- bis 44-Jährigen.
Die hohe Zustimmung ist dabei, zieht man die Geschlechterverteilung bei den Wahlergebnissen in Betracht, vor allem auf Voten von Männern zurückzuführen. Ähnlich sieht es nun bei der Umfrage für Berlin aus, wo die AfD bei Männern auf 18 Prozent und bei Frauen auf 8 Prozent kommt. Parteienforscher weisen zudem darauf hin, dass unter so genannten Protestwählern der Anteil der Männer ebenso überwiegt wie bei den Nichtwählern – und bei den Landtagswahlen hatte es die AfD stark vermocht, bisherige Nichtwähler in die Stimmlokale zu mobilisieren.
Schon zu Jahresbeginn hatte eine Umfrage für Aufsehen gesorgt, in der die RechtsaußenTruppe bundesweit nur von zwei Prozent der wahlberechtigten Frauen Zustimmung erfuhr – aber unter den männlichen Bundesbürgern bei 17 Prozent lag. Zu der Studie wurden Überlegungen geäußert, denen zufolge Männer ansprechbarer für »zugespitzte Parolen« und auf die Spitze getriebene politische Auseinandersetzungen seien. Auch die starke negative Personalisierung, bei der die AfD vor allem Front gegen Kanzlerin Angela Merkel macht, könnte eine Rolle spielen. Hinzu kommt: Mehrfach haben Studien über rechte Einstellungen gezeigt, dass dieses bei Männern verbreiteter ist. Aber: In einer großen Untersuchung über die »fragile Mitte« und die dort anzutreffenden »feindseligen Zustände« zeigte sich Anfang 2015 allerdings, dass es kaum größere Unterschiede bei der Zustimmung zum Rechtsextremismus zwischen den Geschlechtern gibt. Im Gegenteil: Ausländerfeindlichkeit wurde bei den Frauen mit über 10 Prozent deutlich häufiger nachgewiesen als bei den Männern mit unter 7 Prozent.