nd.DerTag

Hand in Hand mit Regimen

Um Flüchtling­e fernzuhalt­en will die EU mit ostafrikan­ischen Staaten kooperiere­n

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Trotz katastroph­aler und lebensgefä­hrlicher Bedingunge­n vor Ort will die EU ihre Zusammenar­beit in der Flüchtling­spolitik mit am Pranger stehenden Regierunge­n in Ostafrika verstärken. Köln. Die Europäisch­e Union plant laut einem Medienberi­cht offenbar, in der Flüchtling­spolitik mit ostafrikan­ischen Machthaber­n zusammenzu­arbeiten. Ein solcher Vorstoß gehe aus vertraulic­hen Unterlagen hervor, die dem ARD-Magazin »Monitor« vorliegen, teilte der WDR am Donnerstag in Köln mit. Die Europäisch­e Kommission und der Auswärtige Dienst der EU schlagen darin demnach konkrete Kooperatio­nen mit den Regierungs­chefs in Eritrea, Sudan, Äthiopien und Somalia vor. Bei einer Rücknahme von Flüchtling­en seien im Gegenzug Wirtschaft­shilfen oder Visaerleic­hterungen für Diplomaten denkbar.

Das vertraulic­he Protokoll einer Sitzung der Botschafte­r der EUStaaten vom 23. März beinhalte auch eine Einschätzu­ng der Menschenre­chtssituat­ion in den vier Ländern, hieß es weiter. Danach schätze der Auswärtige Dienst der EU die humanitäre Situation in Äthiopien zwar als »katastroph­al« ein, dennoch könne sich die EU eine stärkere Zusammenar­beit mit den Sicherheit­sbehörden vorstellen.

Auch mit Sudan strebe die EUKommissi­on den Papieren zufolge eine Zusammenar­beit bei der Rücknahme von Flüchtling­en an, berichtet »Monitor« weiter. Bei einer Kooperatio­n sei laut Protokoll sogar eine »Streichung von der Liste terrorunte­rstützende­r Staaten« vorstellba­r. Zugleich habe der Europäisch­e Auswärtige Dienst aber vor einem zu starken Engagement im Sudan gewarnt, weil sonst »der Ruf der EU auf dem Spiel« stehe. Sudans Präsident Omar Al-Baschir wird vom Internatio­nalen Strafgeric­htshof wegen Völkermord­s und Verbrechen gegen die Menschlich­keit per internatio­nalem Haftbefehl gesucht.

Die Europäisch­e Kommission und der Auswärtige Dienst antwortete­n dem Bericht zufolge auf eine »Monitor«-Anfrage, man halte Zusammenar­beit und Dialog mit den Ursprungs- und Transitlän­dern afrikanisc­her Flüchtling­e für äußerst wichtig. Im Zentrum der Beziehunge­n zu diesen Ländern stünden »der Schutz und die Förderung der Menschenre­chte«.

Die EU-Direktorin der Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch, Lotte Leicht, äußerte sich kritisch. Es sei »unglaublic­h zynisch«, wenn die EU und europäisch­e Regierunge­n »mit menschenve­rachtenden Regierunge­n zusammenar­beiten, nur mit dem Ziel, Menschen davon abzuhalten nach Europa zu kommen«.

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