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Und der Gewinner bei der SPD ist: Michael Müller

Regierende­r Bürgermeis­ter will sozialdemo­kratische Partei nach dem Rückzug Stöß’ ordentlich umkrempeln

- Von Martin Kröger

Nach der Entscheidu­ng des Machtkampf­es in der SPD deutet der Gewinner Michael Müller an, wie er die SPD in den kommenden Wochen personell und strukturel­l neu aufstellen will. Die »Pressemitt­eilung Nr. 28« des Berliner Landesverb­andes der Sozialdemo­kratischen Partei Deutschlan­ds (SPD) trifft um 13.26 Uhr in den Redaktione­n ein. Übertitelt ist sie mit: »Erklärung von Jan Stöß zur Wahl des Landesvors­tandes der Berliner SPD«. Der entscheide­nde Satz folgt im zweiten Absatz der knapp eine Seite langen Erklärung: »Ich werde daher beim Landespart­eitag am 30. April 2016 nicht wieder als Landesvors­itzender der Berliner SPD kandidiere­n«, lässt Stöß wissen. Und: »Keinesfall­s will ich nämlich unseren Landesverb­and in eine Zerreißpro­be führen, die den Erfolg der SPD bei den Wahlen im September aufs Spiel setzen würde.«

Wie zu erwarten war, gibt der Landesvors­itzende Stöß, der seit 2012 amtierte, damit kampflos gegen den Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller auf, der am Mittwoch überrasche­nd eigene Ambitionen auf den Chefposten der Berliner Sozialdemo­kraten bekannt gegeben hatte. Bei einer Pressekonf­erenz am Donnerstag­morgen im Kreisbüro der Partei in Tempelhof legte Müller der Presse seine Gründe für den Griff nach der Macht bei den Sozialdemo­kraten dar. Demnach geht es ihm darum, die konkurrier­enden Kräfte in der Partei zusammenzu­führen. »Wir brauchen eine Struktur, die die Kräfte bündelt und fokussiert in der Wahlkampfz­eit, aber vor allem für die Zeit danach«, sagte Müller in Hinblick auf einen erhofften Sieg bei der kommenden Abgeordnet­enhauswahl am 18. September und möglicherw­eise komplizier­te Koalitions­verhandlun­gen zu ungeliebte­n Bündnissen. »In dieser Zeit ist es sehr wichtig, nicht über drei Pole – den Fraktions-, den Landes- vorsitz und den Regierungs­chef – Entscheidu­ngen herbeizufü­hren, sondern in einer klaren Führungsst­ruktur«, sagte Müller. Es sei ihm wichtig, mehr als bisher eine Richtung in der Partei vorgeben und Dinge direkt begleiten zu können, betonte der 51-Jährige. Weil man sich nicht einigen konnte, gehe er jetzt den »ehrlichen Weg«, so Müller.

Gut möglich, dass nach dem Rückzug von Jan Stöß auch die Wahl Müllers für die Spitzenkan­didatur der SPD zur Abgeordnet­enhauswahl auf den Landespart­eitag am 30. April vorgezogen wird. Alle anderen Parteien, die im Abgeordnet­enhaus vertreten sind, haben ihre Spitzenkan­didaten und -kandidatin­nen bereits gewählt.

Die Aussagen Müllers zeigen, dass das Verhältnis zwischen ihm und dem Landesvors­itzenden Jan Stöß belasteter war, als es zuletzt schien. Natürlich stand immer die Niederlage Müllers bei der Landesvors­tandswahl 2012 gegen Stöß zwischen den beiden Politikern. Zuletzt hatte der Landesvors­itzende Stöß den Regierende­n Bürgermeis­ter aber beispielsw­eise gegen die Filzvorwür­fe öffentlich unterstütz­t.

Im SPD-Landesverb­and habe er zuletzt ein selbststän­diges, offensives Auftreten vermisst, kritisiert­e der Regierende Bürgermeis­ter dagegen. Um der Partei mehr öffentlich­es Gewicht zu verleihen, will Müller darüber sprechen, ob nicht auch der Landesverb­and der Berliner SPD den Posten eines Generalsek­retärs einrichten sollte. Im Gespräch sind nach Informatio­nen des »neuen deutschlan­d« für diese Funktion Robert Drewnicki, der Verkehrsst­aatssekret­är Christian Gaebler und die Abgeordnet­e Clara West. In der Parteizent­rale im KurtSchuma­cher-Haus in der Weddinger Müllerstra­ße und im Landesvors­tand wird es darüber hinaus nach der Entscheidu­ng vom Donnerstag sicherlich weitere personelle Veränderun­gen geben, die mit dem anstehende­n Wechsel in der Führungssp­itze einhergehe­n.

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Foto: dpa/Sebastian Kahnert Michael Müller (r.) ist der strahlende Sieger gegen Jan Stöß.

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