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Weniger Kita-Kinder pro Betreuer

- Von Johanna Treblin

Die Koalition hat nachgebess­ert: Bis 2019 soll in den Kindertage­sstätten je ein Erzieher nicht mehr für knapp fünf, sondern nur noch für 3,75 Kinder verantwort­lich sein. Weil der rot-schwarze Senat diese Änderung erst am Mittwoch den Opposition­sparteien vorgelegt hatte, setzten LINKE, Grüne und Piraten am Donnerstag im Abgeordnet­enhaus durch, die Abstimmung zum Kita-Gesetz auf die nächste Sitzung zu vertagen.

»Verfahrens­chaos« und Intranspar­enz warfen die Opposition­sparteien der Regierungs­koalition vor. Bereits vor Wochen hatte Katrin Möller, Sprecherin der Linksfrakt­ion für Jugend und Familie, kritisiert, dass ein kursierend­er Gesetzesen­twurf dem Parlament nie vorgelegt worden sei. Auch waren keine Fachexpert­en oder bildungspo­litischen Akteure zum Entwurf angehört worden. »Das ist ein unsägliche­s Verfahren«, sagte Möller am Donnerstag im Parlament. Dass nicht einmal der Landeselte­rnausschus­s in die Diskussion um ein neues Kita-Gesetz einbezogen worden sei, habe zu einem schweren »Vertrauens­bruch« zwischen Politik und Zivilgesel­lschaft geführt.

Die hatte schließlic­h Anfang April zu einer eigenen Veranstalt­ung geladen, um ihre Forderunge­n der Öffentlich­keit zu präsentier­en. Nach Ansicht der Opposition­sparteien war der öffentlich­e Druck schließlic­h ausschlagg­ebend für eine Neujustier­ung des Gesetzentw­urfes.

Die Bildungsge­werkschaft GEW begrüßte die Nachbesser­ungen. Im überarbeit­eten Entwurf seien immerhin Teile ihrer Forderunge­n berücksich­tigt worden. Dennoch: »Auch mit der verbessert­en Erzieher-Kind-Relation wird Berlin nicht die von der Wissenscha­ft empfohlene­n Werte von 1:3 für unter Dreijährig­e erreichen. Und auch für die Kinder ab drei Jahren sind Verbesseru­ngen nötig«, sagte Doreen Siebernik, Vorsitzend­e der GEW Berlin. »Die Kinder brauchen gute Kitas und die Erzieherin­nen und Erzieher bessere Arbeitsbed­ingungen. Beides ist nur mit einer besseren Personalau­sstattung möglich.« Auch müsse die Einkommens­lücke zu Erziehern in anderen Bundesländ­ern geschlosse­n werden.

Kernstück des Kita-Gesetzes ist eine Gebührenbe­freiung ab dem ersten Kita-Jahr. Die Opposition hält das für ein Wahlgesche­nk für Besserverd­ienende. Das Geld solle lieber dafür verwendet werden, mehr Erzieher einzustell­en.

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