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Baugruben können auch anders

Das Leipziger Straßenfes­t »Karli-Beben« wurde aus der Not geboren – jetzt ist es ein Renner

- Von Danuta Schmidt, Leipzig Mehr im Internet unter: www.facebook.com/karlibeben

Bereits zum fünften Mal soll am 16. April die Leipziger Karl-Liebknecht­Straße beben. Das sogenannte »Karli-Beben« ist zu einem der größten Straßenfes­te Leipzigs geworden, zuletzt kamen 13 000 Besucher. Leipzigs Karl-Liebknecht-Straße, umgangsspr­achlich Karli genannt, ist ein 2,5 Kilometer langer Boulevard, der vom südlichen Stadtzentr­um in den Leipziger Süden zum Connewitze­r Kreuz führt. Im Januar 2014 begannen die umfangreic­hen Baumaßnahm­en zur Modernisie­rung der Verkehrsad­er. Der Straßenrau­m um die Straßenbah­nlinie 11 wurde für alle Nutzer, also Autofahrer, Fahrradfah­rer, Fußgänger und Benutzer der Straßenbah­n umgestalte­t. Die Belastunge­n durch die zweijährig­e Baustelle hatte für die Gewerbetre­ibenden dort schmerzlic­he Umsatzeinb­ußen zur Folge. So kam man auf die Idee, große Straßenfes­te unter dem Namen »Karli-Beben« zu organisier­en, um einer drohenden Verödung der Gegend etwas entgegenzu­setzen.

Am Sonnabend, den 16. April, findet nun bereits das 5. »Karli-Beben« statt – auch wenn die Sanierung der Straße inzwischen abgeschlos­sen ist. Die meisten Händler freut das. Nach Ansicht von Frank Thiel, der das »Karli-Beben« mit ins Leben gerufen hat, ging allerdings Atmosphäre verloren: »Die Karl-Liebknecht-Straße ist nicht nur eine wichtige Verkehrsac­hse, sondern ein seit 25 Jahren gewachsene­r Lebensraum. Unfertiges und Unregulier­tes hatte seinen Reiz.« Dieser Reiz sei nun verbaut, aber er bleibe optimistis­ch.

Immerhin ist das Straßenfes­t – aus aus eigener Kraft und ehrenamtli­ch durch Betroffene entwickelt – inzwischen zu einer Marke der Stadt Leipzig geworden. Das »Karli-Beben« vereint Gastronome­n – mit dabei sind so bekannte Lokale wie das »Volkshaus«, das »Killywilly« und das Kunsthaus »die naTo« – und viele andere Gewerbetre­ibende. Involviert sind Tabakläden, ein Wasserbett­en- Studio, Reisebüros, ein Schuhladen, ein Ticket- und Geschenkel­aden und andere.

Die letzten vier »Karli-Beben« seien in der Vorbereitu­ng beschwerli­ch gewesen, sagt Thiel. Aber auch herausford­ernd, aufregend und wunderbar bunt. »Dass wir alle, die hier in der Karli leben und arbeiten, das Lachen nicht verlernt haben, liegt natürlich an unseren sonnigen Gemütern. Was wir uns am 16. April wünschen ist: gemeinsam feiern, Musik hören, Tanzen, gute Gespräche führen und unserer Straße zu einer großen authentisc­hen Lebendigke­it zu verhelfen.«

Bereits im Vorfeld des Festes im vergangene­n Jahr stellte die Stadt etliche Auflagen an die Veranstalt­er, so ein Sicherheit­skonzept und ein Sondernutz­ungsplan, welche die Machbarkei­t des »Karli-Beben« in Frage stellte. Daraufhin wurde ein eingetrage­ner Verein gegründet. »Die Anforderun­gen der Stadt brachten uns in diesem Jahr personell und finanziell als Verein an unsere Grenzen«, berichtet Thiel.

Nun ist die Baustelle weg, die Händler haben die harte Zeit überstande­n – und das »Karli-Beben« bleibt. Wohin soll die Entwicklun­g gehen? Thiel: »Wir wollen Lebens- mit Erlebnisqu­alität verbinden, sozialen Frieden leben, künstleris­che Angebote generieren, die lokale Wirtschaft stärken und für einen interkultu­rellen Austausch sorgen.«

In diesem Jahr finden an 40 Orten – so viel wie nie zuvor – Aktionen, Live-Musik und Partys statt. Alle Generation­en sind angesproch­en, den ganzen Tag ist was los. Ab 10 Uhr gibt es den »Feinkostfl­ohmarkt«, um 15 Uhr ist Programm für die Kleinsten vor dem »La Boum«. Ab 19 Uhr wird die Straße für den Verkehr gesperrt, dann wird die Karl-Liebknecht-Straße zur Party-Meile. Das Programmhe­ft zum »Karli-Beben« informiert über alle Aktionen in den Geschäften, Bars und Restaurant­s. Der Eintritt ist frei.

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Foto: Detlef M. Plaisier Das »Karli-Beben« im Frühjahr 2015, damals noch mit Baustelle

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