nd.DerTag

Ein erwartbare­s Blaues Wunder

- Katja Herzberg zum Erfolg der FPÖ bei der Bundespräs­identenwah­l

Der gefürchtet­e klare Sieger der ersten Runde der Bundespräs­identenwah­l in Österreich ist die rechtspopu­listische Freiheitli­che Partei (FPÖ). Der Blaue Norbert Hofer konnte sich klar durchsetze­n – das Kopf-an-Kopf-Rennen blieb aus. Der Sieg der FPÖ kommt angesichts der Wahlergebn­isse bei den Landtagswa­hlen im vergangene­n Jahr nicht aus dem Nichts. Doch so klar haben die bisherigen Volksparte­ien SPÖ und ÖVP noch nie gegen die Blauen verloren. Das zeigt, dass sie kein Mittel gefunden haben, gegen die nationalis­tische Politik anzukommen – und das liegt vor allem daran, dass sie es gar nicht erst versucht haben.

Die Taktik, sich von der FPÖ beim aktuell bedeutends­ten Thema, dem Umgang mit Flüchtling­en und Migranten, vor sich hertreiben zu lassen, ging nicht auf. Die Einführung von Obergrenze­n, die Einschränk­ung des Asylrechts, die drohende Grenzschli­eßung am Brenner – diese Maßnahmen dienten einzig dem Schutz der eigenen Macht statt der Zukunft der Alpenrepub­lik. Viele Wähler entschiede­n sich lieber für das Original der Fremdenfei­nde und Abschottun­gsfetischi­sten oder wollten mit ihrem Kreuz für Hofer den Arrivierte­n einen Denkzettel verpassen.

Das Ergebnis der ersten Wahlrunde stellt einen Rechtsruck in Österreich dar, doch er kann noch gestoppt werden. Dafür müssten sich ÖVP und SPÖ nun zumindest voll einsetzen. Und so versuchen, ein wenig ihrer verlorenen Glaubwürdi­gkeit wiederherz­ustellen.

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