nd.DerTag

Schön, darüber gesprochen zu haben

- Markus Drescher über die Freiheit, der Meinung der Türkei zu sein

Die Türkei. Ein wunderschö­nes Ziel. Solange man nicht in die Kriegsgebi­ete reist, in denen Quasi-Diktator Erdogan die Kurden bekämpfen lässt. Oder Journalist ist und seiner Arbeit nachgehen möchte. Oder sein Geld im Genre Satire verdient. Oder Geflüchtet­er ist, der nach lebensgefä­hrlicher Flucht von der Europäisch­en Union aus Griechenla­nd in ein türkisches Lager abgeschobe­n wird. Oder ... Die Lage in Erdogan-Land ist derzeit verheerend. Aber offenbar noch nicht so schlimm, dass EU-Politiker nicht mehr glauben, sie könnten mit Beruhigung­sphrasen ihr schäbiges Treiben überdecken.

Aber – wie erleichter­nd – immerhin kann man über alles sprechen. Hat der türkische Ministerpr­äsident verkündet. Damit meint er: Alles möglich. Solange es bei dem üblichen Bla Bla bleibt und keine Konsequenz­en folgen. Und die wird es von Seiten der EU und Deutschlan­ds nicht geben. Denn, das hat der freiheitsl­iebendste Bundespräs­ident ever, Joachim Gauck (ehemals Bürgerrech­tler), schön zusammenge­fasst: Man müsse »politikfäh­ig bleiben mit Staaten, die anders als wir den Menschenre­chten – überhaupt im Prinzip der Rechtsstaa­tlichkeit – nicht die Bedeutung beimessen, wie wir es tun«. Denn sonst würde ein Teil der Partner »schlichtwe­g ausfallen«. Und wo kämen wir da hin, wenn die so stolzen Hüter der Grundrecht­e nicht auch noch mit dem letzten Menschenfe­ind ins Bett steigen.

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