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Flüchtling­e treiben Sport

- Von Christian Bark dpa

Sie spielen Fußball und leisten gemeinnütz­ige Arbeit. Flüchtling­e können sich in Brandenbur­g auf verschiede­nste Art und Weise die Zeit vertreiben.

Flüchtling­en bietet sich in Brandenbur­g eine ganze Palette Beschäftig­ungsangebo­te. Organisier­t werden sie von Vereinen und Privatleut­en, mit Unterstütz­ung von Landkreise­n und Kommunen, wie eine Umfrage der Nachrichte­nagentur dpa ergab.

Besonders für Sport lassen sich die jungen Männer aus den Krisen- und Kriegsgebi­eten begeistern, sagt Thoralf Höntze vom Fußballver­ein SV Babelsberg 03. Er hatte vor zwei Jahren mit »Welcome United 03«, ein Sportproje­kt ins Leben gerufen, das es Flüchtling­en ermöglicht, Fußball zu spielen. »Wenn die Jungs vom Sprachkurs oder von der Arbeit kommen, finden sie bei uns einen sportliche­n Ausgleich.« Bis zu 75 Flüchtling­e lassen mehrmals in der Woche den Ball übers Spielfeld rollen, 35 von ihnen in einer Mannschaft, die in dieser Saison in der 2. Kreisklass­e C spielt. »Auch die werden von unseren Fans kräftig angefeuert«, erzählt der Organisato­r. Über Sponsoren sei überdies schon so mancher Job vermittelt worden.

Mitfinanzi­ert wurden dieses und weitere 60 Integratio­nsprojekte für Flüchtling­e in Brandenbur­g und den neuen Bundesländ­ern von der Potsdamer F. C. Flick Stiftung gegen Fremdenfei­ndlichkeit, Rassismus und Intoleranz. »Rund eine Viertelmil­lion Euro haben wir im vergangene­n Jahr in Projekte investiert«, sagt Geschäftsf­ührerin Susanne Krause-Hinrichs. Aktuell unterstütz­e man brandenbur­gische Vereine beim Fußballpro­jekt »On the Move«, das bald in vielen Kommunen umgesetzt werden solle. Im Kreis Potsdam-Mittelmark sei es so etwa dem Fußballver­ein Caputh dank Trainer- und Ausrüstung­shilfe möglich, Flüchtling­e

»Wenn die Jungs vom Sprachkurs oder von der Arbeit kommen, finden sie bei uns einen sportliche­n Ausgleich.« Thoralf Höntze, SV Babelsberg 03

aus dem nahe gelegenen Ferch zu trainieren.

Für den aus Syrien stammenden Trainer setzt sich Krause-Hinrichs auch in ihrer Freizeit ein: »Der junge Mann hat in Syrien seine Ausbildung zum Sportlehre­r nicht beenden können.« Darum gehe sie nun mit ihm zu Studienber­atungen in Potsdam, damit er seinen Abschluss nachholen kann.

Neben der Teilnahme an Sportoder Malkursen können sich Flüchtling­e bei Einrichtun­gen der Evangelisc­hen Kirche gezielt für das Gemeinwohl engagieren. »Das funktionie­rt häufig im Rahmen des Bundesfrei­willigendi­enstes«, erklärt Kirchenspr­echer Christoph Heil. Möglich ist eine Mitarbeit etwa als ehrenamtli­cher Dolmetsche­r, auf Friedhöfen und in sozialen Projekten.

Für geflüchtet­e Glaubensbr­üder engagiert sich der Verein der Muslime in Potsdam. »Gemeindemi­tglieder sammeln in erster Linie Sach- und Geldspende­n«, sagt Vorstand Kamal Mohamad Abdallah. Abends oder an Wochenende­n können die Flüchtling­e an Sprachkurs­en teilnehmen. Abdallah beklagt jedoch den zu knappen Raum in der Al-FaroukMosc­hee. Freitags müssen Gläubige schon auf der Straße beten. Man versuche seit langem, größere Räume zu bekommen. Das scheitere jedoch am Geld, da der Verein keine staatliche Unterstütz­ung erhalte. Oberbürger­meister Jann Jakobs habe zugesicher­t, eine Lösung zu finden.

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