nd.DerTag

Verjüngung­sparty

Das »nd« feiert 70. Geburtstag und fühlt sich wie 25

- Von Alexander Isele und Sebastian Bähr (Text) und Anja Märtin, Ulli Winkler und Grit Gerhardt (Fotos) Mehr Bilder auf dasND.de/ndlive

Runde Geburtstag­e eignen sich gut, um das Leben Revue passieren zu lassen – besonders, wenn die Existenz von starken Brüchen geprägt ist. 70 Jahre ist diese Zeitung nun alt, doch denkt und fühlt sie, als wäre sie 25. Seit der Wendezeit einer Verjüngung­skur unterzogen, bleibt der Wandel einer der prägenden Erfahrunge­n des »neuen deutschlan­d«. Natürlich kann eine Geburtstag­ssause nicht ohne Rückblicke auskommen, mit 70 hat man viel erlebt, Fehler gemacht und gelernt. Mit 25 ist der Hunger nach der Zukunft größer, forsch wirft man sich allen Herausford­erungen entgegen.

Drei Tage feierte die Zeitung sich selbst, ihre Leserinnen und Leser, aber auch die vielen Freunde und Bekannten, denen sie, wie in jedem Leben, mal näher und mal fremder gegenüber steht. Klar, dass auch die Widersprüc­he der Zeitung thematisie­rt wurden. Der Schriftste­ller Karsten Krampitz diskutiert­e über sein neues Buch »Das Jahr 1976«, das in Auszügen im »nd« vorab erschienen ist. Das Publikum war gespalten, geht es doch auch um die Einordnung der eigenen Vergangenh­eit. »Sprache transporti­ert Bewusstsei­n«, sagte ein Zuhörer und was könnte eine Zeitung wie diese mehr wollen? Sich der Brüche bewusst werden, ohne dabei vorzugeben, sie kitten zu können.

Eine Verjüngung­skur von 70 auf 25 geht nicht ohne Anpassunge­n. Meist bekommen die Leser nur wenig davon mit, was es bedeutet, auf dem technische­n Stand zu bleiben und jeden Tag ein auch optisch ansprechen­des Blatt herzustell­en. Deshalb ging der diesjährig­e nd-Leserpreis sowohl an Ralf Ziplies, Technik-Chef beim »nd«, als auch an die Gestalter Michael Pickardt und Holger Hintersehe­r, die dafür sorgen, dass man mit 70 Jahren immer noch jung und begehrensw­ert aussehen kann.

Getanzt wurde natürlich auch: Unter anderen brachten Bernadette La Hengst und die Deutschkar­ottenrocke­r von »Hasenschei­sse« die Beine der Gäste zum zappeln. Anna Morgolina & Band begleitete­n eine Lesung aus dem Briefwechs­el zwischen Christa Wolf und Brigitte Reimann.

Und die Zukunft? »Erklären Sie in 30 Sekunden«, fragte Linksparte­i-Vorsitzend­e Katja Kipping den Chefredakt­eur Tom Strohschne­ider, »warum sollte man das ›neue deutschlan­d‹ lesen?« Die Antwort ist dann eine, aus der die Lebenserfa­hrung mit 70 und die Kühnheit mit 25 spricht: »Wir schreiben anders über 1989, wir schreiben anders über 2016 und wir werden auch noch anders über 2030 schreiben.«

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