nd.DerTag

Dünger für Hass und Gewalt

- René Heilig zum Todestag der Polizistin Michèle Kiesewette­r

Mit einer stillen Zeremonie gedachten Polizisten in Heilbronn am Montag ihrer vor neun Jahren ermordeten Kollegin Michèle Kiesewette­r. Die Tat, die man dem Nationalso­zialistisc­hen Untergrund (NSU) zuschreibt, bleibt rätselhaft. Wer sind die Mörder, welches ihr Motiv? Mundlos und Böhnhardt töteten, behauptet die Bundesanwa­ltschaft, und Beate Zschäpe hat das – auf den eigenen Vorteil schielend – in ihrer Aussage vor dem Münchner Oberlandes­gericht bestätigt. Was für alle Seiten sehr praktisch ist.

Die beiden Neonazis haben sich selbst gerichtet. Sagt man. Auch andere, die mit dem militanten Neonaziumf­eld in Baden-Württember­g in Berührung kamen, starben. Merke: Zum Untergrund der Rechtsakti­visten in Baden-Württember­g wie in der sächsische­n Heimat Kiesewette­rs stellt man am besten keine Fragen. Oder man labert um den heißen Brei herum, wie der Stuttgarte­r Untersuchu­ngsausschu­ss das tat. Seltsam, die für Sicherheit im Land Verantwort­lichem scheinen darüber – ebenso wie Ermittler auf Bundeseben­e – gar nicht sauer zu sein. Bleibt abzuwarten, wie der Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s seine Selbstverp­flichtung im Fall Kiesewette­r erfüllt. Die mordenden NSU-Terroriste­n brachten die Saat des Rassismus aus, sie geht gerade bundesweit auf. Wer Aufklärung be- oder verhindert und eigenes Verschulde­n verschweig­t, düngt Hass und Gewalt.

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