Warten auf Behandlung
Bloß nichts mit der Haut oder den Augen bekommen. Diesen frommen Wunsch kennt wohl so mancher Berliner, denn Fachärzte für diese Organe sind in Berlin gefühlter Goldstaub. Vor Jahren wurde einem Freund unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein Tipp gegeben. Draußen in Buch, da gebe es einen Hautarzt, da kriege man innerhalb von zwei Wochen einen Termin. Ein wahrer Patientenstrom von Friedrichshain nach Buch setzte ein, bis, nun ja, der geneigte Leser ahnt es schon, der Arzt niemanden mehr Termine gab. Er setze seine Ehe aufs Spiel, wenn er sich nicht auch irgendwann zu Hause zeige, gab er zu verstehen.
Die Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses gilt da für viele, die wochen- oder monatelang keinen Termin bekommen, als Rettung. In Kombination mit der aus Spargründen knapp gehaltenen Personaldecke bedeutet das für die meisten stundenlange Wartezeiten. Doch die Notaufnahmen sind eigentlich nur die auch für Patienten erlebbare Spitze des Eisbergs. Auf allen Stationen herrscht Personalknappheit. Überlastungsanzeigen sind der Weg, mit dem Beschäftigte ihren Vorgesetzten seit Jahren versuchen, Zeichen zu geben.
Weitgehend wurde das ignoriert. Der zwischen ver.di und Charité ausgehandelte Tarifabschluss könnte tatsächlich ein ermutigendes Signal für die Beschäftigten werden. Es ging nämlich bei der Universitätsklinik nicht nur um Löhne, sondern vor allem um Personalschlüssel. Sollte die aktuell laufende Urabstimmung positiv ausfallen, wovon auszugehen ist, könnte es tatsächlich eine Wende weg vom Personalabbau geben. Das könnte auch bei Vivantes Auswirkungen haben. Bislang zeigt der städtische Konzern keine Schwäche gegenüber ver.di. Am Ende kämpfen die Krankenhausbeschäftigten auch für die Patienten. Denn mehr Personal bedeutet auch eine bessere Versorgung.