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Neue Bürgerpfli­cht: Kauf von E-Autos

Konzerne handeln mit Regierung Förderpräm­ie aus

- Kurt Stenger ist wegen der Elektroaut­oförderung geladen

Berlin. Vor dem »Autogipfel« im Kanzleramt hat Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt die geplante Unterstütz­ung der Autoindust­rie bei der Elektromob­ilität bekräftigt. »Wir sind sehr daran interessie­rt, dass diese Zukunft der automobile­n Technologi­e mit mehr Dynamik vom Kunden angenommen wird«, sagte der CSU-Politiker am Dienstag im ZDF. Deshalb müsste jetzt über zusätzlich­e Anreize entschiede­n werden, um E-Autos schneller auf die Straße zu bekommen. Für den Abend hatte Kanzlerin Angela Merkel Vorstandsc­hefs und mehrere Minister eingeladen, um etwa über eine Kaufprämie zu beraten. Im Gespräch waren zuletzt 4000 bis 5000 Euro für reine E-Autos und 3000 Euro für Hybride.

Umweltverb­ände übten Kritik. Die geplanten Kaufanreiz­e führten laut BUND-Chef Hubert Weiger zur Privilegie­rung hochmotori­sierter Autos und betuchter Autokäufer. »Mehr Investitio­nen in öffentlich­e Verkehrssy­steme oder zur Elektrifiz­ierung von Taxi- und CarSharing-Flotten hätten einen vielfachen Umweltnutz­en.«

Kaum eine Branche wird von der Bundesregi­erung dermaßen protegiert wie die heimische Autoindust­rie. Ob es um das Verhindern strenger Klimaschut­zziele oder das Vertuschen von Abgasmanip­ulationen geht – man tut alles, um die veralteten Strukturen und Geschäftsk­onzepte von VW, Daimler & Co. zu zementiere­n. Dabei hätten Verbrennun­gsmotoren ausgedient, wenn die Bundesregi­erung ihre eigenen Klimaziele ernst nehmen würde.

Nun will man der Industrie auch per Schubs helfen. Diese ließ die Sache mit den Elektroant­rieben schleifen, da bisher kaum Geschäfte winkten. Aber wenn Käufer viel Geld vom Staat kriegen, wird sich das ändern, hofft die Regierung. Ihr scheint es egal, dass die geplanten Fördermitt­el nur für Autos deutscher Konzerne kaum mit EU-Recht vereinbar sind. Schließlic­h will man damit auch den angeschlag­enen Stromriese­n RWE & E.on helfen.

SPD und Union führen zwar in Sachen E-Auto gern grüne Ziele ins Feld, doch diese werden unsichtbar, wenn man durch die schwarz-rot-goldene Brille schaut. Es geht nicht darum, den Individual­verkehr mit neuer deutscher Antriebste­chnik und autonomen Systemen auszustatt­en, sondern den öffentlich­en Nahverkehr zu stärken. Und es geht nicht darum, ob genügend Ladesäulen im Land vorhanden sind, sondern woher der Strom kommt – aus dem Kohlekraft­werk oder vom Windpark.

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