Wahlkampf wird schärfer
Clinton will Frauenquote für Regierung / Vorwurf der Steuerflucht erhoben
Washington D.C. US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton will im Falle eines Wahlsiegs die Hälfte der Regierungsposten mit Frauen besetzen. »Ich werde ein Kabinett haben, das wie Amerika aussieht – und 50 Prozent von Amerika sind Frauen«, erklärte die Demokratin bei einer Wahlkampfveranstaltung in Philadelphia am Vorabend von fünf weiteren Vorwahlen. Sie hatte auf die Frage geantwortet, ob sie es dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau gleichtun würde, der im Wahlkampf gesagt hatte, dass die Hälfte der Posten in seinem Kabinett für Frauen vorgesehen sein würden. Trudeau setzte das Versprechen nach seiner Wahl um.
Die 68-jährige Politikveteranin Clinton konnte jüngst ihren Vorsprung gegenüber ihrem linken Konkurrenten Bernie Sanders ausbauen, wird jedoch gerade von demokratischen Wählern mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Auch wenn es beachtliche ideologische Unterschiede zwischen Clinton und dem Favoriten der Republikaner Donald Trump gibt, so haben sie in einem Punkt doch etwas gemeinsam: Nach einem Bericht des Londoner »Guardian« haben Unternehmen beider Präsidentschaftsbewerber denselben Sitz in dem als Steueroase bekannten Bundesstaat Delaware. Bei dem einstöckigen Gebäude in der Stadt Wilmington soll es sich um eine berüchtigte Adresse handeln, auf die sich Tausende USUnternehmen registriert haben – darunter bekannte Firmen wie Apple, American Airlines, Coca Cola oder Walmarkt.
Der »Guardian« schätzt, dass aufgrund unternehmensfreundlicher Regelungen in Delaware anderen US-Bundesstaaten im letzten Jahrzehnt rund neun Milliarden Dollar an Einnahmen durch vermeintliche Steuerflucht verloren gegangen sind. Sowohl Clinton als auch Trump hätten einen Kommentar zu ihren finanziellen Entscheidungen abgelehnt. Demokratische Unterstützer sind vor allem enttäuscht, da Clinton wiederholt versprochen hatte, gegen Steueroasen und finanzielle Schlupflöcher für Reiche vorzugehen.
In der Nacht zu Mittwoch wählten Anhänger beider Parteien in Connecticut, Delaware, Maryland, Pennsylvania und Rhode Island. Der Ausgang der Vorwahlen ist nach wie vor offen. Die beiden Spitzenkandidaten der Demokraten und Republikaner werden auf Parteitagen im Sommer gekürt. Trump braucht 1237 Delegiertenstimmen (aktuell 844), um gewählt zu werden, Clinton würde 2383 Delegierte benötigen (aktuell 1442 plus 469 unabhängige Superdelegierte).