Griechische Lager weiter ohne Alternative
Bevölkerung bezweifelt Integration der Migranten
In Griechenland ist die Lage für Migranten weiter äußerst schwierig. Hinzu kommen Zweifel an der Bereitschaft zur Integration.
Athen. Fast zwei Drittel der Griechen glauben nicht, dass die Migranten sich in die griechische Gesellschaft integrieren können. Wie die Athener Tageszeitung »Kathimerini« am Dienstag unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage berichtete, hat außerdem fast die Hälfte aller Griechen Angst, Flüchtlinge könnten die Sicherheit im Land gefährden. Bei der zitierten Umfrage wurden vom Meinungsforschungsunternehmen Public Issue 1010 Menschen befragt.
Bisher leben die meisten Migranten in staatlichen und improvisierten Lagern. Drei Viertel der befragten Griechen gehen davon aus, die fremden Staatsbürger könnten in der eigenen Nachbarschaft »zu Problemen« führen. Seit Schließung der mazedonischen Grenze und damit der Balkanroute im Februar haben sich in Griechenland mehr als 54 000 Migranten angesammelt. Vor allem im griechischen Grenzort Idomeni beklagen sich die Einwohner zunehmend, berichtet die »Kathimerini«. Dort leben seit Monaten über 10 000 in einem improvisierten Lager.
Unterdessen werden weitere Flüchtlingslager im Land eröffnet und Migranten von improvisierten Lagern wie dem Hafen von Piräus und auch dem alten Athener Flughafen Elliniko umgesiedelt.
Die Rückführung der Menschen in die Türkei hingegen ist seit den ersten Aktion Anfang April ins Stocken gekommen. »Kathimerini« zufolge sollen in den kommenden Tagen erstmals seit mehr als zwei Wochen rund 50 Personen zurückgeschickt wer- den. Fast alle neu ankommenden Flüchtlinge stellen in den Registrierzentren der Ägäis-Inseln Asylanträge. Diese müssen erst bearbeitet werden, bevor jemand zurück in die Türkei geschickt werden kann.
Aus Sorge wegen neuen Flüchtlingstragödien plädiert Italien für eine Ausweitung des NATO-Einsatzes im Mittelmeer. Nach Angaben von Verteidigungsministerin Roberta Pinotti regte Rom an, aus der laufenden Anti-Terror-Operation im östlichen Mittelmeer einen Einsatz vor der Küste Libyens zu machen. Bereits beim NATO-Gipfel Anfang Juli in Warschau könnte eine Entscheidung fallen, sagte sie der italienischen Zeitung »La Stampa«. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg habe ihr gesagt, die Bündnispartner hätten den Vorschlag begrüßt.
Unterdessen hat das oberste Gericht des pazifischen Inselstaates Papua-Neuguinea die dortige Internierung von Asylbewerbern in australischen Lagern für illegal erklärt. Die Unterbringung auf der Insel Manus verstoße gegen das verfassungsmäßig garantierte Recht auf persönliche Freiheit, begründeten die fünf Richter am Dienstag ihre Entscheidung. Das Gericht wies die Regierungen des Inselstaates und Australiens an, die Praxis zu beenden.
In dem Lager leben derzeit rund 850 Männer, die in Australien Asyl suchen. Flüchtlinge, die versuchen, aus Indonesien oder Sri Lanka per Boot nach Australien zu gelangen, werden in Lager gebracht, die das Land auch auf der Weihnachtsinsel oder im mikronesischen Nauru betreibt. Erhalten sie Asyl, will Australien sie in Drittländer schicken. Verhandlungen darüber laufen aber stockend.