nd.DerTag

Wenigstens das Bestmöglic­he

- Johanna Treblin fordert menschenwü­rdige Unterkünft­e

Eine Turnhalle ist der denkbar schlechtes­te Ort, um dort mehrere Monate zu leben. Noch dazu, wenn man sie sich mit 100 bis 200 weiteren Menschen teilen muss. An Schlaf ist kaum zu denken, zum einen wegen des Geräuschpe­gels von zur Toilette schlurfend­en oder schnarchen­den Menschen oder weinenden Babys. Zum anderen wegen der fehlenden Privatsphä­re, und zum Dritten wegen der meist unzureiche­nd zur Verfügung stehenden Gemeingüte­rn wie Steckdosen, Toiletten, Duschen.

Trotzdem können Turnhallen besser oder schlechter ausgestatt­et sein. Sichtschut­zwände können zumindest ein wenig Privatsphä­re gewährleis­ten, abgetrennt­e Bereiche für Familien Frauen schützen. Sozialarbe­iter mit Sprachkenn­tnissen erleichter­n die Verständig­ung und Heimleiter mit Kenntnisse­n des Asylrechts und der vertraglic­hen Regelungen für Flüchtling­sunterkünf­te können ihre Spielräume besser ausnutzen. Mit den Bewohnern über ihre Sorgen und Wünsche sprechen, macht mindestens die Atmosphäre angenehmer.

Das Leben in einer Turnhalle darf kein Dauerzusta­nd sein, keine Frage. Dem ein Ende bereiten kann nur der Senat, der aber – wie der aktuelle Fall der Hostelschl­ießungen zeigt – das Verwaltung­schaos in der Flüchtling­sfrage noch immer nicht im Griff hat.

So müssen die Betreiber ihre Spielräume nutzen, um den Aufenthalt in den Turnhallen so erträglich wie möglich zu gestalten. Wie sie Flüchtling­sunterkünf­te führen, kann einen erhebliche­n Unterschie­d für die Bewohner bedeuten. Doch einige Betreiber sehen in der Flüchtling­sunterbrin­gung keine menschlich­e Tat, sondern ein Geschäft. Auch hier ist wieder der Senat gefragt: Wer willentlic­h einen schlechten Job macht, muss letztlich fliegen.

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