Eine Europa-Akademie in Fürstenwalde
Im Jagdschloss sollen 600 Menschen Gastronomie und Tourismus studieren und praktizieren
Für lange leerstehende Barockbauten in Fürstenwalde hat sich nun endlich eine finanzierbare Nutzung ergeben. In Fürstenwalde wird eine Europäische Akademie für Hotellerie, Gastronomie, Tourismus und Gesundheitsmanagement aufgebaut. »Die Besonderheit gegenüber allen europaweit agierenden Schulen ist das Spezialsegment ›Gesunde Lebensweise‹«, betont Projektentwickler Wolfram Seyfert, Geschäftsführer von Fach&Werk Berlin. Außergewöhnlich dürften auch die Örtlichkeiten sein, in denen die avisierten 600 Studenten studieren und wohnen werden: zwei geschichtsträchtige Barockbauten, für die die Stadt seit der Wende bislang keine finanzierbaren Nutzungskonzepte gefunden hatte.
Die Aufbauschule am Stadtpark, errichtet im Jahr 1918 mit einem Hauptgebäude und zwei symmetrischen Flügeln, war einst eine Knabenschule. Das Jagdschloss ließ Preußenkönig Friedrich I. in den Jahre 1699 und 1670 errichten. Es wurde zeitweise als Getreidespeicher zweckentfremdet.
Dass nun 2016 mit der Sanierung beider Gebäude begonnen wird, hat zweierlei Gründe. Erstens weil ein Berliner Investoren-Quartett sich in Fürstenwalde »verorten« möchte, wie Seyfert formuliert. Und zweitens ist der Erfolg den nicht enden wollenden Bemühungen der Stadt geschuldet, die immer wieder versuchte, die imposanten Bauten »unter die Haube« zu bekommen.
Letztlich fruchtete die Beteiligung Fürstenwaldes am Stadt-UmlandWettbewerb. Dadurch konnten Fördermittel aufgetrieben werden. Fürstenwalde gehört zu den 20 Gewinnern von 100 an dem Wettbewerb Beteiligten. Voraussetzung für die Fördermittel sei »eine gelungene Kooperation von Ober- und Mittelzentren mit ihren Umlandgemeinden« gewesen, erklärt Bürgermeister Ullrich Hengst. Es liege zwar noch kein Bewilligungsbescheid vor, aber doch die feste Zusage für mindestens 9,95 Millionen Euro. Kooperationspartner sind seit 2009 die Stadt Storkow sowie die Ämter Scharmützelsee, Grünheide, Spreenhagen und Odervor- land, die Lokale Arbeitsgruppe Märkische Seen, der Deutsche Caritasverband und nicht zuletzt der Tourismusverband Seenland Oder-Spree. Bis zum Jahr 2020 fließen für alle im Stadt-Umland-Wettbewerb angemeldeten Projekte 80 Prozent der Mittel aus drei verschiedenen EUFonds.
Die Sanierungsarbeiten an Aufbauschule und Schloss haben höchste Priorität. Wobei die Stadt an der Aufbauschule als einem der beiden Standorte der Akademie vom Privatinvestor nicht finanziell beteiligt wird. Die Sanierung des Jagdschlosses hingegen, mit dem geschätzten Kostenvolumen von etwa vier Milli- onen Euro, soll eine kommunale Investition sein. Unmittelbar am Ufer der Spree gelegen, wird im Jagdschloss unter anderem ein Hotel eingerichtet, »in dem man beispielsweise königlich heiraten und schlafen und köstlich und gesund essen« könne, so Projektentwickler Seyfert. Zu den geplanten Außenanlagen auf dem 11 000 Quadratmeter großen Areal gehören auch eine Orangerie sowie ein barocker Lustgarten. Das Magazin beziehungsweise der ehemalige Speicher, ein imposantes Gebäude, das im rechten Winkel zum Schloss steht, wird für fünf Millionen Euro zum Übungs- und Veranstaltungsort der Akademie ausgebaut.