nd.DerTag

Das ewige Lächeln ist verschwund­en

Zum Tod von Klaus Siebert

- Von Thomas Wolfer

Für Darja Domratsche­wa war Klaus Siebert immer mehr als nur ein Trainer. »Er ist für mich ein zweiter Vater«, pflegte die dreimalige Biathlonol­ympiasiege­rin zu sagen. Gemeinsam feierten der Sachse und die Frau aus Belarus ihre größten Erfolge, auch seine schwere Erkrankung konnte das lange nicht verhindern. Doch am Sonntag, fünf Tage vor seinem 61. Geburtstag, verlor Siebert den schweren Kampf gegen den Krebs.

»Ich werde ihn immer in bester Erinnerung behalten. Sein Charisma war einzigarti­g, und ich bin ihm enorm dankbar für alles«, schrieb Domratsche­wa nun über den Mann, der stets ein Lächeln im Gesicht trug. »Unsere gemeinsame Zeit ist unbezahlba­r und bleibt unvergessl­ich.«

Der im erzgebirgi­schen Schettau geborene Siebert war als Aktiver selbst dreimal Weltmeiste­r. Danach verhalf er Ricco Groß zu WM- und Olympiagol­d, war lange als Co-Trainer beim Deutschen Skiverband (DSV) tätig und betreute schließlic­h die österreich­ischen und chinesisch­en Biathleten. 2008 folgte der Wechsel nach Belarus, bis zu den Olympische­n Spielen 2014 in Sotschi wurde daraus eine Erfolgsges­chichte. Siebert machte Darja Domratsche­wa zur Nummer eins der Welt.

Die in Russland geborene Athletin hatte ihren eigenen Vater früh verloren, Siebert schlüpfte zum Teil in dessen Rolle. Athletin und Trainer waren in Spitzenzei­ten gut 220 Tage pro Jahr miteinande­r unterwegs, holten WM-Titel und den Gesamtwelt­cupsieg. »Darja kann mit allen Problemen zu mir kommen, wir sind eine Familie«, sagte Siebert einst.

Auch nach dem Ende der Zusammenar­beit blieben beide in Kontakt, Domratsche­wa wünschte ihrem größten Förderer bei jeder Gelegenhei­t das Beste. Doch gegen den Krebs hatte er keine Chance. 2010 erfolgte die erste Operation am Darm, wenig später wurden drei Viertel seiner Leber entfernt. Es folgten immer wieder Zwangspaus­en. Doch Siebert hatte bis zuletzt Hoffnung. »Ich habe diese Krankheit nie akzeptiert. Das hat mir geholfen«, sagte er der »Sächsische­n Zeitung«. 2014 folgte ein weiterer schwerer Eingriff.

Trotzdem blieb Siebert dem Biathlon verbunden, stand selbst noch oft auf den Ski und unterstütz­te den sächsische­n Skiverband als Honorartra­iner. Michael Rösch, einziger noch aktiver deutscher Biathlonol­ympiasiege­r, zeigte sich bestürzt über Sieberts Tod. »Du warst und bleibst ein besonderer Mensch«, schrieb Rösch, der mittlerwei­le für Belgien startet. Siebert hatte den 32-Jährigen bis zuletzt beraten.

Domratsche­wa pausierte in der abgelaufen­en Saison wegen Pfeiffersc­hen Drüsenfieb­ers und will im kommenden Winter nach der Geburt ihres ersten Kindes in den Weltcup zurückkehr­en. Siebert, mit seiner markanten Mütze mit dem auffällige­n Flammenmot­iv wird sie dann hinter dem Schießstan­d besonders vermissen: »Ich bin für jede Minute mit ihm dankbar.«

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Foto: dpa/Peter Kneffel Klaus Siebert

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