Das ewige Lächeln ist verschwunden
Zum Tod von Klaus Siebert
Für Darja Domratschewa war Klaus Siebert immer mehr als nur ein Trainer. »Er ist für mich ein zweiter Vater«, pflegte die dreimalige Biathlonolympiasiegerin zu sagen. Gemeinsam feierten der Sachse und die Frau aus Belarus ihre größten Erfolge, auch seine schwere Erkrankung konnte das lange nicht verhindern. Doch am Sonntag, fünf Tage vor seinem 61. Geburtstag, verlor Siebert den schweren Kampf gegen den Krebs.
»Ich werde ihn immer in bester Erinnerung behalten. Sein Charisma war einzigartig, und ich bin ihm enorm dankbar für alles«, schrieb Domratschewa nun über den Mann, der stets ein Lächeln im Gesicht trug. »Unsere gemeinsame Zeit ist unbezahlbar und bleibt unvergesslich.«
Der im erzgebirgischen Schettau geborene Siebert war als Aktiver selbst dreimal Weltmeister. Danach verhalf er Ricco Groß zu WM- und Olympiagold, war lange als Co-Trainer beim Deutschen Skiverband (DSV) tätig und betreute schließlich die österreichischen und chinesischen Biathleten. 2008 folgte der Wechsel nach Belarus, bis zu den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi wurde daraus eine Erfolgsgeschichte. Siebert machte Darja Domratschewa zur Nummer eins der Welt.
Die in Russland geborene Athletin hatte ihren eigenen Vater früh verloren, Siebert schlüpfte zum Teil in dessen Rolle. Athletin und Trainer waren in Spitzenzeiten gut 220 Tage pro Jahr miteinander unterwegs, holten WM-Titel und den Gesamtweltcupsieg. »Darja kann mit allen Problemen zu mir kommen, wir sind eine Familie«, sagte Siebert einst.
Auch nach dem Ende der Zusammenarbeit blieben beide in Kontakt, Domratschewa wünschte ihrem größten Förderer bei jeder Gelegenheit das Beste. Doch gegen den Krebs hatte er keine Chance. 2010 erfolgte die erste Operation am Darm, wenig später wurden drei Viertel seiner Leber entfernt. Es folgten immer wieder Zwangspausen. Doch Siebert hatte bis zuletzt Hoffnung. »Ich habe diese Krankheit nie akzeptiert. Das hat mir geholfen«, sagte er der »Sächsischen Zeitung«. 2014 folgte ein weiterer schwerer Eingriff.
Trotzdem blieb Siebert dem Biathlon verbunden, stand selbst noch oft auf den Ski und unterstützte den sächsischen Skiverband als Honorartrainer. Michael Rösch, einziger noch aktiver deutscher Biathlonolympiasieger, zeigte sich bestürzt über Sieberts Tod. »Du warst und bleibst ein besonderer Mensch«, schrieb Rösch, der mittlerweile für Belgien startet. Siebert hatte den 32-Jährigen bis zuletzt beraten.
Domratschewa pausierte in der abgelaufenen Saison wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers und will im kommenden Winter nach der Geburt ihres ersten Kindes in den Weltcup zurückkehren. Siebert, mit seiner markanten Mütze mit dem auffälligen Flammenmotiv wird sie dann hinter dem Schießstand besonders vermissen: »Ich bin für jede Minute mit ihm dankbar.«