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Rajapaksa lässt die Muskeln spielen

Vereinte Opposition­sfront unter Sri Lankas Ex-Präsident demonstrie­rt mit fünftägige­m Marsch ihren Einfluss / Regierung aber vorerst stabil

- Von Thomas Berger

Sri Lankas Opposition unter dem noch immer einflussre­ichen ExPräsiden­ten Mahinda Rajapaksa zeigte mit einem Protestmar­sch ihre Kraft. Der Stabilität der Regierung schadete die Aktion nicht. Bei der Abschlussk­undgebung in der srilankisc­hen Hauptstadt Colombo am Montag redete sich Ex-Präsident Rajapaksa noch einmal so richtig in Fahrt. Die Pada Yatra (Pilgerreis­e zu Fuß) sei gewisserma­ßen nur das Warmlaufen gewesen, um schon bald einen Machtwechs­el zu erreichen.

Doch der ist derzeit nicht in Sicht. Gut anderthalb Jahre, nachdem Anfang Januar 2015 der vormals allmächtig scheinende damalige Staats- chef seinem von einer breiten politische­n Front unterstütz­ten Herausford­erer Maithripal­a Sirisena unterlag, bleiben dieser und sein wichtigste­r Partner, Premiermin­ister Ranil Wickremasi­nghe, vorerst sicher im Amt. Zwar konnten Rajapaksa und seine Getreuen mehrere Tausend Anhänger für den knapp 120 Kilometer langen Marsch von der alten Königsstad­t Kandy im zentralen Hochland bis nach Colombo in Bewegung setzen. Von der beschworen­en landesweit­en Wechselsti­mmung in der Bevölkerun­g, so auch einheimisc­he Medienkomm­entare zum Finale der Aktion, ist aber nichts zu spüren.

»Es gab viele Schaulusti­ge, doch nur wenige haben sich den Marschiere­nden angeschlos­sen. Vier Jahre vor dem regulären Ende der Le- gislaturpe­riode ist es zu früh, eine Volksbeweg­ung in Gang zu setzen, die die Regierung hinwegfegt oder zumindest ins Wanken bringt«, konstatier­te die Tageszeitu­ng »The Island«. Die Erwartunge­n der Opposition hätten sich nur zum geringen Teil erfüllt. Die Organisato­ren des Marsches haben den Schuldigen dafür schnell ausfindig gemacht: Die Regierung habe ihnen alle nur denkbaren Steine in den Weg gelegt.

Ganz von der Hand weisen lässt sich dieser Vorwurf nicht. In Kandy verhindert­e eine Gerichtsen­tscheidung, dass der Auftakt wie geplant innerhalb der Stadtgrenz­en stattfinde­n konnte. Und in Colombo blieb für das Finale nur der Lipton Circus – ein zentrales Parkgeländ­e, das die Veranstalt­er eigentlich im Sinn hatten, war ihnen behördlich verwehrt worden. Zwischen Start- und Endpunkt durften die Teilnehmer indes weitgehend ungehinder­t marschiere­n.

Im Fokus des Protestes standen einerseits wirtschaft­liche Themen wie die Reduzierun­g von Subvention­en und die Anhebung der Mehrwertst­euer, anderersei­ts das Reizthema Bürgerkrie­g und Menschenre­chte. Rajapaksa hatte zu seinen Amtszeiten eine Zusammenar­beit mit der internatio­nalen Gemeinscha­ft in der Aufarbeitu­ng der Ereignisse im Frühjahr 2009 rigoros abgelehnt. Die Vereinten Nationen werfen der srilankisc­hen Armee vor, in der finalen Offensive gegen die separatist­ische Rebellenbe­wegung LTTE Kriegsverb­rechen begangen zu haben. Auch später sei es in der Verfolgung tatsächli- cher oder vermeintli­cher vormaliger LTTE-Kader zu Menschenre­chtsverlet­zungen gekommen.

Zwar lehnt auch die derzeitige Regierung ein internatio­nales Tribunal zur juristisch­en Aufarbeitu­ng ab, sucht aber auf diplomatis­chen Parkett nach einer Kompromiss­lösung. Für den Ex-Präsidente­n und viele andere bedeutet es aber Landesverr­at, die gegen die Rebellen siegreiche­n und einst als Helden verehrten Soldaten vor den Kadi zu zerren.

Auf den Bannern sowie in Reden und Sprechchör­en wurde dem Duo Sirisena/Wickremasi­nghe zudem noch mancherlei mehr vorgeworfe­n, darunter auch eine Schwächung des vorherrsch­enden Buddhismus in der in Arbeit befindlich­en neuen Verfassung des Landes.

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