nd.DerTag

Es läuft wie geteert

- Kurt Stenger über den neuen Bundesverk­ehrswegepl­an

Die Baukonzern­e können sich schon mal die Hände reiben: 270 Milliarden Euro will der Bund bis zum Jahr 2030 in die Verkehrsin­frastruktu­r buttern. Selbst wenn man bedenkt, dass wohl maximal 230 Milliarden in der Staatskass­e vorhanden sein werden – es bleibt eine mächtig-gewaltige Summe.

Es ist zwar positiv, wenn Politiker mal über die laufende Legislatur­periode hinaus planen. Doch was da im Ministeriu­m von Alexander Dobrindt (CSU) projektier­t wird, geht völlig an den Notwendigk­eiten einer zukunftsfä­higen Verkehrspo­litik vorbei. Statt die Transforma­tion in Richtung einer CO2-armen, bezahlbare­n Mobilität zu starten, wird der Status quo quantitati­v ausgebaut. Und das auf Basis dubioser Wachstumsp­rognosen, die außer Acht lassen, dass der künftige Bedarf von der Verkehrspo­litik mitgesteue­rt wird. Wenn der Bund vorrangig das Straßennet­z ausbaut, bleibt die Verlagerun­g von Individual- und Güterverke­hr auf die Schiene auf der Strecke.

Dass der Verkehr externe Effekte hat, die es zu minimieren gilt, scheint im Hause Dobrindt auch kein Thema zu sein. Ob die Klagen lärmgeplag­ter Anwohner von Straßen und Güterbahnm­agistralen, die weiter steigenden CO2-Emissionen oder der VW-Abgas-Skandal – im Papier des Ministers aus dem BMW- und AudiLand Bayern macht dies wenige Zeilen aus, während die Aufzählung der geplanten Straßenpro­jekte 80 Seiten füllt. Wenn es weiter wie geteert läuft, freut sich nicht nur die Baubranche, sondern vor allem die Autoindust­rie.

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