Ziemlich mobil
Roller stehen zum Verleih bereit / Zweifel an Rechtmäßigkeit von Start-up Allygator Shuttle
E-Roller per Smartphone mieten, Sammeltaxi zum Discountpreis fahren. Im Berliner Verkehrsmarkt tauchen neue Spieler auf.
Selbst fahren oder sich fahren lassen. Per Smartphone lassen sich schon jetzt viele Transportmittel buchen. Es werden noch mehr. »Günstig wie ein Bus, bequem wie eine Limousine«, mit diesem Versprechen will das neue Transport-Startup »Allygator shuttle« an diesem Freitag den hauptstädtischen Markt aufrollen. Das Prinzip entspricht ungefähr dem eines Sammeltaxis. Fahrgäste mit ähnlichen Routen sollen auf einer von einem Algorithmus berechneten Route nacheinander eingesammelt und schließlich an ihren jeweiligen Zielen wieder abgesetzt werden. Zunächst soll der Dienst nur in den Wochenendnächten und nur innerhalb des S-BahnRings angeboten werden. Am Startwochenende sollen 15 Fahrzeuge rollen, das Wochenende darauf sollen es schon 30 sein.
»Unser Ansatz ist es, fair und ausgerichtet auf die Zusammenarbeit mit den Kommunen und städtischen Verkehrsunternehmen vor Ort innovative Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr anzubieten«, sagt Maxim Nohroudi, Mitbegründer des Berliner Startups »Door2Door«, das sich Allygator ausgedacht hat. Letztlich ist es eine Kopie von »uberPOOL«.
Auch der 2009 in San Francisco gegründete Transportvermittler UBER wollte den Berliner Taximarkt mit dem Dienst »uberPOP« 2014 aufrollen. Klagen von Taxiunternehmen wegen Verstößen gegen das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) und auch die entsprechenden Zulassungsbehörden, in Berlin das Landesamt für Bürger- und Ordnungs- angelegenheiten (LABO), verboten den Dienst. »Dem LABO als zuständige Genehmigungsbehörde liegt kein Antrag vom Mobilitätsanbieter Allygator vor«, sagt Petra Rohland von der Stadtentwicklungsverwaltung auf ndAnfrage. Die Behörde könne »nur anhand eingereichter Unterlagen« die Rechtmäßigkeit prüfen. »Grundsätzlich nicht genehmigt werden können Sammelbeförderungen, sofern diese mit Mietwagen oder Mietomnibussen durchgeführt werden«, heißt es weiter. »Wir stehen mit den Behörden in konstruktiven Gesprächen zu den Rahmenbedingungen für einen Regelbetrieb«, heißt es bei Allygator. Für den bevorstehenden Pilotbetrieb sei keine Genehmigung notwendig, da der Fahrpreis bestenfalls kostendeckend und auch nur ein beschränkter Personenkreis eingeladen sei. »Ich halte solche Dienste innerhalb des SBahnrings für überflüssig«, sagt GrünenVerkehrsexperte Harald Moritz. Einen möglichen Bedarf kann er eher am Stadtrand oder im Umland er- kennen. Es könne eigentlich nur »auf ausbeuterische Weise« damit Geld verdient werden. Die meisten Mitarbeiter von Shared-Economy-Plattformen werden nur selbstständig beschäftigt. »Wir achten darauf, dass keine Scheinselbstständigkeit besteht«, heißt es bei Allygator. Gezahlt werde mehr als der Mindestlohn. »Bei einer ›vollen‹ Auslastung eines Fahrers später im Regelbetrieb ist die Festanstellung die richtige Option für alle Seiten.«
Neu auf dem Transportmarkt ist auch der E-Rollerverleih »Coup«, mit dem der Automobilzulieferer Bosch in den Endkundenmarkt einsteigen will. »Die sind schön platzsparend in der Innenstadt«, findet Harald Moritz. Wie bei den bekannten CarsharingSystemen »car2go« oder »Drive Now« können die Flitzer an jeder beliebigen Stelle innerhalb des S-Bahnrings abgestellt werden. Gefunden und gemietet werden sie mit Hilfe einer Smartphone-App. Stationsgebundenes Carsharing hält Moritz für eine gute Sache, bei den Systemen ohne festen Standort ist er eher skeptisch. »Es ist immer die Frage, ob das nicht eher die Einstiegsdroge zum Auto fahren ist«, sagt er. »Eine schickere Alternative zum Bus«, befürchtet er.