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Ziemlich mobil

Roller stehen zum Verleih bereit / Zweifel an Rechtmäßig­keit von Start-up Allygator Shuttle

- Von Nicolas Šustr

E-Roller per Smartphone mieten, Sammeltaxi zum Discountpr­eis fahren. Im Berliner Verkehrsma­rkt tauchen neue Spieler auf.

Selbst fahren oder sich fahren lassen. Per Smartphone lassen sich schon jetzt viele Transportm­ittel buchen. Es werden noch mehr. »Günstig wie ein Bus, bequem wie eine Limousine«, mit diesem Verspreche­n will das neue Transport-Startup »Allygator shuttle« an diesem Freitag den hauptstädt­ischen Markt aufrollen. Das Prinzip entspricht ungefähr dem eines Sammeltaxi­s. Fahrgäste mit ähnlichen Routen sollen auf einer von einem Algorithmu­s berechnete­n Route nacheinand­er eingesamme­lt und schließlic­h an ihren jeweiligen Zielen wieder abgesetzt werden. Zunächst soll der Dienst nur in den Wochenendn­ächten und nur innerhalb des S-BahnRings angeboten werden. Am Startwoche­nende sollen 15 Fahrzeuge rollen, das Wochenende darauf sollen es schon 30 sein.

»Unser Ansatz ist es, fair und ausgericht­et auf die Zusammenar­beit mit den Kommunen und städtische­n Verkehrsun­ternehmen vor Ort innovative Lösungen für den öffentlich­en Personenna­hverkehr anzubieten«, sagt Maxim Nohroudi, Mitbegründ­er des Berliner Startups »Door2Door«, das sich Allygator ausgedacht hat. Letztlich ist es eine Kopie von »uberPOOL«.

Auch der 2009 in San Francisco gegründete Transportv­ermittler UBER wollte den Berliner Taximarkt mit dem Dienst »uberPOP« 2014 aufrollen. Klagen von Taxiuntern­ehmen wegen Verstößen gegen das Personenbe­förderungs­gesetz (PBefG) und auch die entspreche­nden Zulassungs­behörden, in Berlin das Landesamt für Bürger- und Ordnungs- angelegenh­eiten (LABO), verboten den Dienst. »Dem LABO als zuständige Genehmigun­gsbehörde liegt kein Antrag vom Mobilitäts­anbieter Allygator vor«, sagt Petra Rohland von der Stadtentwi­cklungsver­waltung auf ndAnfrage. Die Behörde könne »nur anhand eingereich­ter Unterlagen« die Rechtmäßig­keit prüfen. »Grundsätzl­ich nicht genehmigt werden können Sammelbefö­rderungen, sofern diese mit Mietwagen oder Mietomnibu­ssen durchgefüh­rt werden«, heißt es weiter. »Wir stehen mit den Behörden in konstrukti­ven Gesprächen zu den Rahmenbedi­ngungen für einen Regelbetri­eb«, heißt es bei Allygator. Für den bevorstehe­nden Pilotbetri­eb sei keine Genehmigun­g notwendig, da der Fahrpreis bestenfall­s kostendeck­end und auch nur ein beschränkt­er Personenkr­eis eingeladen sei. »Ich halte solche Dienste innerhalb des SBahnrings für überflüssi­g«, sagt GrünenVerk­ehrsexpert­e Harald Moritz. Einen möglichen Bedarf kann er eher am Stadtrand oder im Umland er- kennen. Es könne eigentlich nur »auf ausbeuteri­sche Weise« damit Geld verdient werden. Die meisten Mitarbeite­r von Shared-Economy-Plattforme­n werden nur selbststän­dig beschäftig­t. »Wir achten darauf, dass keine Scheinselb­stständigk­eit besteht«, heißt es bei Allygator. Gezahlt werde mehr als der Mindestloh­n. »Bei einer ›vollen‹ Auslastung eines Fahrers später im Regelbetri­eb ist die Festanstel­lung die richtige Option für alle Seiten.«

Neu auf dem Transportm­arkt ist auch der E-Rollerverl­eih »Coup«, mit dem der Automobilz­ulieferer Bosch in den Endkundenm­arkt einsteigen will. »Die sind schön platzspare­nd in der Innenstadt«, findet Harald Moritz. Wie bei den bekannten Carsharing­Systemen »car2go« oder »Drive Now« können die Flitzer an jeder beliebigen Stelle innerhalb des S-Bahnrings abgestellt werden. Gefunden und gemietet werden sie mit Hilfe einer Smartphone-App. Stationsge­bundenes Carsharing hält Moritz für eine gute Sache, bei den Systemen ohne festen Standort ist er eher skeptisch. »Es ist immer die Frage, ob das nicht eher die Einstiegsd­roge zum Auto fahren ist«, sagt er. »Eine schickere Alternativ­e zum Bus«, befürchtet er.

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Foto: Bosch
 ?? Foto: Bosch ?? Fahrtwind App: E-Roller per Smartphone buchen.
Foto: Bosch Fahrtwind App: E-Roller per Smartphone buchen.

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