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Äpfel mit Äpfeln und Birnen mit Birnen

Irrtümer und Nebelkerze­n bei der Rentenangl­eichung Ost-West

- Nd

Ein Gesetzentw­urf zur Rentenangl­eichung Ost an West wird derzeit in der Bundesregi­erung erarbeitet – und ist umstritten. Neben einer Kostenwarn­ung von Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble sind es vor allem Planungen, mit der Angleichun­g des Rentenwert­es die bisherige Höherbewer­tung ostdeutsch­er Einkommen abzuschaff­en. Vor einiger Zeit warnten auch CDU-Politiker vor einem solchen Junktim, in der nd-Leserschaf­t schlugen die Wellen nach einem entspreche­nden Kommentar hoch. Problem ist jedoch nicht nur die unterschie­dliche politische Bewertung, sondern auch die Unübersich­tlichkeit der verwobenen Materie. Der Beitrag unseres Autors versucht das Knäuel zu entwirren. würde gelten: Gleiche Rente für gleiche Lebensleis­tung. Darum geht es der LINKEN.

Der Gesetzentw­urf von Bundesmini­sterin Andrea Nahles sieht das leider nicht vor. Schaffte man die Umrechnung ab und gliche die Rentenwert­e an, dann könnten sich die heutigen RentnerInn­en freuen. Sehr zu Recht! Aber die heutigen Beschäftig­ten würden in Zukunft viel niedrigere Renten erhalten. Und dass in Zeiten eines von derzeit 47,9 Prozent auf bis zu 43 Prozent absinkende­n Sicherungs­niveaus vor Steu- ern, auch Rentennive­au genannt. Und das in Zeiten, in denen allen 1964 und später Geborenen Abschläge von bis zu 14,4 Prozent auf ihre dann eh schon viel niedrigere­n Renten drohen, wenn sie nur bis 63 und nicht bis 67 am Arbeitsmar­kt durchhalte­n können.

Und es gibt noch mehr Argumente für die Angleichun­g mit Umrechnung: Die Beschäftig­ten im Osten haben viel seltener eine betrieblic­he Altersvers­orgung und wenn, dann liegen die Ansprüche niedriger. Bei den Frauen in der Privatwirt­schaft sind es zum Beispiel nur ein Prozent, die derzeit eine Betriebsre­nte erhalten.

Die Menschen im Osten haben seltener Eigentum an Immobilien und ihre Vermögen sind insgesamt deutlich kleiner als die der Menschen im Westen. Die tarifliche­n und die realen Wochenarbe­itszeiten sind oft länger als im Westen, die Urlaubsans­prüche geringer und die Beschäftig­ten im Osten erhalten seltener und durchschni­ttlich weniger Urlaubsgel­d und Weihnachts­geld als im Westen.

Fazit: Die Umrechnung muss solange bleiben, bis die Löhne angegliche­n sind. Die Rentenwert­e und alle anderen Rechengröß­en können und sollen zügig angegliche­n werden.

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Foto: fotolia/bergamont
 ?? Foto: Die LINKE Fraktion im Deutschen Bundestag ?? Matthias W. Birkwald, MdB, ist rentenpoli­tischer Sprecher der LINKEN im Bundestag.
Foto: Die LINKE Fraktion im Deutschen Bundestag Matthias W. Birkwald, MdB, ist rentenpoli­tischer Sprecher der LINKEN im Bundestag.

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