250 Kilometer vor Oga
Nordkorea feuert Rakete in Nähe japanischer Gewässer
Nordkorea demonstriert wieder einmal militärische Stärke. Mit neuen Raketenstarts setzt sich das Regime über UN-Verbote hinweg. Seoul. Der Testflug einer nordkoreanischen Mittelstreckenrakete bis in die Nähe der japanischen Küste hat Empörung in Tokio ausgelöst. Die Rakete sei 250 Kilometer vor der OgaHalbinsel an der Westküste Japans in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) des Landes ins Wasser gestürzt, teilte der japanische Verteidigungsminister Gen Nakatani am Mittwoch mit. Zum ersten Mal ging damit eine nordkoreanische ballistische Rakete in die AWZ Japans nieder. Zugleich war noch nie seit 1998 eine nordkoreanische Rakete so nahe an Japans Territorium geflogen.
Ministerpräsident Shinzo Abe bezeichnete den Test als »unerhörte Aktion und eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes«. Nordkorea habe mit dem Test gegen UN-Resolutionen verstoßen. Tokio habe bei Pjöngjang dagegen in aller Schärfe protestiert.
Nach Beschlüssen des UN-Sicherheitsrates ist dem nördlichen Regime der Start ballistischer Raketen untersagt. Nordkorea entwickelt die Raketen als Teil seines Programms zum Aufbau einer Atomstreitmacht. Das Land hatte 1998 eine Rakete über Ja- pan hinweg in den Pazifik geschossen. Tokio hatte Pjöngjang vorgeworfen, hoheitliches japanisches Gewässer und den Luftraum verletzt zu haben. Nordkorea wies das zurück und sprach von Satellitenstart.
Das nordkoreanische Militär habe am Mittwoch im Südwesten des Landes zwei mutmaßliche Rodong-Raketen gestartet, von denen eine 1000 Kilometer in Richtung Japan geflogen sei, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Die andere Rakete sei vermutlich direkt nach dem Start explodiert.
Die jüngsten Raketentests durch Nordkorea folgten neuen Drohungen des Regimes, gegen die geplante Stationierung eines weiteren US-amerikanischen Raketen-Abwehrsystems in Südkorea mit »physischen Maßnahmen« vorzugehen.
Am 19. Juli hatte das Land drei ballistische Raketen abgefeuert, die zwischen 500 und 600 Kilometer in Richtung Meer geflogen waren. Das Regime hatte diese Tests als Teil einer Übung zur Simulation von Erstschlägen gegen See- und Flughäfen in Südkorea bezeichnet, die vom USMilitär benutzt werden. Zuvor hatten Washington und Seoul ihre Entscheidung bekannt gegeben, im nächsten Jahr das US-Raketen-Abwehrsystem THAAD in Südkorea zu stationieren.