Flixbus erhöht Marktanteil weiter
Deutsche Post gibt Fernbusmarkt auf / Kartellamt prüft nicht
Der Preisdruck auf dem Fernbusmarkt hat einen weiteren Konkurrenten aus dem Rennen geworfen: Flixbus übernimmt das Fernbusgeschäft der Deutschen Post. Das 2013 im Zuge der Liberalisierung des Fernbusmarktes gegründete Unternehmen Flixbus räumt weiter seine Konkurrenten aus dem Weg. Nach der Fusion mit dem Unternehmen MeinFernbus im Januar 2015 folgte im Juli dieses Jahres die Übernahme des britischen Konkurrenten Megabus. Und nun das Fernbusgeschäft der Deutschen Post AG, nach Angaben des Instituts IGES mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent die Nummer zwei auf dem deutschen Markt – hinter Flixbus mit 70 Prozent. Damit baut das Unternehmen seine Marktführerschaft auf rund 80 Prozent aus.
»Mit dem Erwerb des Postbus-Angebots stärken wir bewusst unser Kerngeschäft in Deutschland«, sagte Geschäftsführer André Schwämmlein. Zum Kaufpreis schwiegen beide Unternehmen. Die Übernahme ist am Montag in Kraft getreten. Die ersten Postbus-Linien sollen ab November in das Flixbus-Netz integriert werden.
Postbus war im November 2013 als Kooperation des Bonner Logistikkonzerns mit dem ADAC gestartet. Der Autoclub stieg aber im November 2014 wieder aus. Und auch die Erwartungen der Post hätten sich »nicht ausreichend erfüllt«, erklärte Joachim Wessels, Geschäftsführer der Deutsche Post Mobility.
Das Kartellamt wird die Übernahme trotz der weiteren Marktkonzentration nicht unter die Lupe nehmen. Die Wettbewerbsbehörde sei vorab informiert worden, habe aber die Fusion nicht inhaltlich geprüft. »Wenn ein Fusionsvorhaben die geltenden Umsatzschwellen nicht erreicht, ist es beim Bundeskartellamt nicht anmeldepflichtig«, erklärte Behördenchef Andreas Mundt. Das Kartellamt prüfe eine Fusion erst, wenn drei Kriterien erfüllt sind: Das eine Unternehmen muss mindestens fünf Millionen Euro, das andere mindestens 25 Millionen und beide zusammen mehr als 500 Millionen Euro im Jahr umsetzen.
Kritik gab es daran von den Grünen: »Auch auf kleinen Märkten mit niedrigen Umsätzen können Fusionen schlecht für den Wettbewerb und die Verbraucher sein«, erklärte Katharina Dröge, Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Wettbewerbspolitik. Bei der Überarbeitung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen in diesem Herbst müsse auch geprüft werden, ob die Schwellenwerte zu hoch sind.
Übrig bleibt als Flixbus-Konkurrent noch die Deutsche Bahn, bisher mit rund neun Prozent Marktanteil die Nummer Drei auf dem Fernbusmarkt. Auch hier sollen die Aktivitäten geprüft werden, hieß es bei der Präsentation der Halbjahreszahlen 2016 vor wenigen Tagen in Berlin, bei der Bahnchef Grube deutlich wurde: »Wir werden diesen Blödsinn nicht mehr lange mitmachen.« Nach einer dynamischen Wachstumsphase stagnierten derzeit die Fahrgastzahlen. Gleichzeitig bleibe der Wettbewerbsdruck absehbar hoch und die Preise unverändert niedrig. Die Bahn nehme beim Ticketverkauf durchschnittlich 3,7 Cent pro Kilometer ein. »Es müssten aber sechs Cent sein, um schwarze Zahlen zu schreiben«, rechnete Grube vor. Der Vorstand werde sich in den kommenden Monaten »intensiv« mit der Frage beschäftigen, wie das Geschäft »anders gestaltet werden könnte«. Wie hoch die Verluste der Fernbussparte im ersten Halbjahr waren, darüber schwieg sich der Bahnchef aus.
Flixbus sieht das Potenzial vor allem im regionalen Angebot, also in den Kleinstädten. Hier setzt das Unternehmen hauptsächlich auf die Kooperation mit mittelständischen Busunternehmen. Die jedoch sind nicht immer zufrieden. Nach Recherchen des NDR-Magazins »Hallo Niedersachsen« beendeten bundesweit mehr als 20 Firmen die Kooperation, weil sie als Konsequenz des Preiskampfes zum Teil hohe Verluste eingefahren hatten. Die Folgen der niedrigen Ticketpreise würden auf die Subunternehmer abgewälzt, die gleichzeitig hohe Kosten tragen müssten.
»Wir werden diesen Blödsinn nicht mehr lange mitmachen.« Bahnchef Rüdiger Grube zum aktuellen Fernbusmarkt