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Wer will, soll studieren können

Wissenscha­ftsexperti­n der LINKEN beklagt hohe Abbrecherq­uote an den Hochschule­n

- Von Wilfried Neiße

Die hochschulp­olitische Sprecherin der Linksfrakt­ion, Isabelle Vandré, hat sich an verschiede­nen Universitä­ten des Landes über die Umsetzung der jüngsten Novelle den Hochschulg­esetzes informiert. Die Hochschule­n sollten denen, die studieren wollen, auch offen stehen. Mit dieser Haltung reagierte die hochschulp­olitische Sprecherin der Linksfrakt­ion, Isabell Vandré, auf das von den Universitä­tspräsiden­ten wiederholt beklagte Problem einer angebliche­n »Vermassung« ihrer Einrichtun­gen. Vor einigen Tagen erst hatte der Präsident der Potsdamer Universitä­t erklärt, dass ein Drittel der Studierend­en aufgrund ihrer tatsächlic­hen Voraussetz­ungen gar nicht an eine Universitä­t gehören würde.

Die LINKE-Abgeordnet­e hat am Mittwoch in Potsdam erste Schlussfol­gerungen ihrer Sommertour zu verschiede­nen Hochschule­n des Landes präsentier­t. Vandré räumte ein, dass die Abbrecherq­uote unter den Studierend­en hoch sei, doch sei das auf die mangelnde Vorbereitu­ng und Betreuung im Studium zurückzufü­hren.

Inzwischen streben in Brandenbur­g fast zwei Drittel der Schulabgän­ger ein Studium an. In Handwerk und Pflegeberu­fen dagegen fehlt der Nachwuchs. Darin sieht Isabell Vandré keinen Widerspruc­h. Sie machte darauf aufmerksam, dass auch im Pflegebere­ich Studiengän­ge gewählt werden könnten.

Vandré ist selbst Studentin. Seit 2009 absolviert sie ein Politik-Studium an der Freien Universitä­t (FU) Berlin, das heißt seit 14 Semestern. Doch sie versichert­e, ihren Bachelorab­schluss – Regelstudi­enzeit sechs Semester – demnächst vorlegen zu können.

Wer im Studium hinterherh­inke, solle mittels einer »Studienver­laufsplanu­ng« aufgefange­n werden, forderte sie. Allerdings würden kleinere Hochschule­n von der strikten Beratungsr­egelung eher weniger Gebrauch machen, weil dort »das Verhältnis zwischen Professore­n und Studierend­en besonders eng« sei.

Noch zu wenig bekannt sei die Möglichkei­t des »Teilzeitst­udiums«, so Vandré. Es gestatte Studierend­en die Streckung und Verlängeru­ng des Studiums, wenn Kindserzie­hung, Pflege von Angehörige­n oder Nebentätig­keit dies zwingend erforderte­n. Leider sei die geltende BAföGRegel­ung damit nicht kompatibel.

Beim Thema Interessen­vertretung in den Hochschulg­remien warf sie der früheren Wissenscha­ftsministe­rin Sabine Kunst (SPD) vor, den Studierend­en in einem »Coup« zwar ein Drittel der Sitze im Senat zugesproch­en zu haben – jedoch auf Kosten der sonstigen Mitarbeite­r. Das führe zu Unzufriede­nheit bei den Mitarbeite­rn und werde »nicht als das Ende der Diskussion angesehen«.

Sie habe während ihrer Tour überall auch das Problem der niedrigen Beteiligun­g an den Wahlen zu den Studierend­enparlamen­ten, den Allgemeine­n Studierend­enausschüs­sen (AStA) angesproch­en, so Vandré. Das Problem habe sich mit Einführung der Bachelor- und Master-Studiengän­ge noch verschärft, so ihr Eindruck.

Als Erfolg pries sie die nunmehr an den Wissenscha­ftseinrich­tungen geschaffen­en Ethik-Kommission­en. Auf Nachfrage bestätigte sie, dass diese Kommission­en keineswegs militärisc­he Forschunge­n verhindern dürfen, sondern allenfalls als Thema aufwerfen. Im Übrigen sei noch nicht eine einzige dieser Kommission­en jemals angerufen worden.

Anfang September werde die Neuregelun­g in Kraft treten, der zufolge externe Lehrbeauft­ragte für die Dauer von maximal zwei Semestern vier Wochenstun­den geben dürfen. Damit, so Vandré, solle erreicht werden, dass die in der Praxis übliche ständige Verlängeru­ng prekärer Beschäftig­ungsverhäl­tnisse künftig unterbleib­e. Von dieser Begrenzung ausgenomme­n seien all jene Lehrkräfte »von auswärts«, die anderswo einer sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ung nachgehen, und folglich ohnehin abgesicher­t seien. Die Landtagsab­geordnete räumte ein, dass dies der »am schwierigs­ten umzusetzen­de« Teil der Novellieru­ng des Hochschulg­esetzes sei. Vor allem in den Sprachzent­ren gebe es Engpässe. So könnten »gängige« Fremdsprac­hen zwar noch abgedeckt werden, aber weniger nachgefrag­te, »wie zum Beispiel Italienisc­h«, schon nicht mehr. Eine Lösung könne nur die Festanstel­lung sein.

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Foto: imago/F. Berger Studenten vor dem Autitorium Maximum der Europa-Universitä­t Viadrina in Frankfurt (Oder)

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