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Nach der Bombe ist vor der Bombe

- Von Tomas Morgenster­n mit dpa

Die Beseitigun­g von Fliegerbom­ben aus dem Zweiten Weltkrieg in Oranienbur­g wirkt beinahe wie Routine. Doch Stadt und Bevölkerun­g nehmen die Gefahr sehr ernst. Am Mittwoch um 14.59 Uhr gaben die Experten des Kampfmitte­lbeseitigu­ngsdienste­s Entwarnung: Die 196. Fliegerbom­be, die im Stadtgebie­t von Oranienbur­g (Oberhavel) nach 1990 gefunden wurde, ist entschärft. Eine Sprengung vor Ort war nicht erforderli­ch. Ganz sicher war das zunächst nicht, waren doch die Abwurfwaff­e selbst und vor allem ihr Aufschlagz­ünder erheblich korrodiert und verkrustet.

Um 10.40 Uhr war der Sperrkreis, den Polizei und Feuerwehr in Oranienbur­g (Oberhavel) am Mittwoch für die Zeit der Entschärfu­ng der US-amerikanis­chen Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg festgelegt hatte, auch nach außen gesichert. Zuvor war das betroffene Areal in einem Radius von 1000 Metern um die Fundstelle des Blindgänge­rs evakuiert worden. Rund 4000 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen, auch ein Pflegeheim und mehrere Kitas wurde geräumt. Die Evakuierun­g des Sperrkreis­es hatte sich verzögert, weil sich nach Angaben einer Stadtsprec­herin dort einzelne Bewohner entgegen den Anweisunge­n länger aufgehalte­n hatten.

Der Zugverkehr der S-, Regional- und Fernbahn in der Stadt war eingestell­t und ein Ersatzverk­ehr mit Bussen eingericht­et worden. Auch Wasserstra­ßen – die Havel, der Oder-Havel-Kanal und Teile des Lehnitzsee­s – wurden für die Schifffahr­t gesperrt. Die 500 Kilo schwere Bombe, die vor einigen Tagen am Alten Hafen gefunden worden war, lag in 4,5 Metern Tiefe. Sie war mit einem chemischen Langzeitzü­nder versehen. Am Nachmittag waren die Sperrungen aufgehoben worden.

Nach den über Oranienbur­g abgeworfen­en Bomben wird auch mittels alliierter Luftbildau­fnahmen systematis­ch gesucht, weil 71 Jahre nach Kriegsende Selbstentz­ündungen der Blindgänge­r befürchtet werden. In der Nähe des Fundortes haben Experten zwei weitere Metallgege­nstände geortet. Sollte es sich um Bomben handeln, werden sie voraussich­tlich im Oktober entschärft.

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Foto: dpa Sicherung des Sperrgebie­ts

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