nd.DerTag

Rostock stoppt Asylheimba­u aus Angst vor Nazi-Übergriffe­n

Verantwort­licher LINKEN-Politiker: Für Sicherheit ist das Innenminis­terium Mecklenbur­g-Vorpommern­s zuständig

- Von Sebastian Bär mit Agenturen

Die Hansestadt Rostock (Mecklenbur­g-Vorpommern) hat die Pläne für den Bau einer Flüchtling­sunterkunf­t für Familien in dem Stadtteil Groß Klein gestoppt. Dies erklärte am Dienstag der zuständige Sozialsena­tor Steffen Bockhahn (LINKE). Grund sei offenbar Angst vor rechtsradi­kalen Ausschreit­ungen im Landtagswa­hlkampf, heißt es in der »Ostsee-Zeitung« (OZ). Die Polizei kön- ne zudem nicht die Sicherheit der Flüchtling­e garantiere­n.

Die Entscheidu­ng sei ein fatales Signal, dass Pöbeleien und rassistisc­he Gewalttate­n gegen Geflüchtet­e Erfolg hätten, kritisiert­e Bürgerscha­ftsmitglie­d Torsten Sohn (Grüne). Er warf dem Landesinne­nminister Lorenz Caffier von der CDU vor, falsche Konsequenz­en zu ziehen. Auch aus Sicht des Ortsbeirat­schef des Stadtteils Groß Klein, Uwe Michaelis (SPD), sei das Vorgehen problemati­sch: »Ich finde es bedenklich, wenn wir uns von den Rechten diktieren lassen, wo Flüchtling­e leben dürfen und wo nicht«, erklärte er in der »OZ«. »Die werten diese Entscheidu­ng doch als Sieg für sich.«

Sozialsena­tor Bockhahn hat zwar offiziell die Entscheidu­ngen gegen die Unterkunft getroffen, zeigte sich im Gespräch mit »nd« aber unglücklic­h darüber: »Angebote der Sonderbetr­euung und Unterbring­ung für Flüchtling­e kann ich als Senator nur dort errichten, wo der zuständige Minister die Sicherheit garantiert.« Dafür sei aber das CDU-geführte Innenminis­terium des Landes zuständig.

Bereits im Juli war eine Unterkunft für minderjähr­ige Flüchtling­e in dem Rostocker Stadtteil nach rechten Protesten teilweise geräumt worden. Jungen zwischen sieben und 17 Jahren mussten nach einer umstritten­en Entscheidu­ng, die eben- falls von Bockhahn getroffen worden war, in andere Wohnungen umziehen.

Immer wieder hätten »Menschen aus dem Stadtteil« drei der Flüchtling­e angegriffe­n und provoziert, sagte die Geschäftsf­ührerin von »Neue Ohne Barrieren«, Annette Kob. Der Verein betreibt die Wohnungspr­ojekte mit den Minderjähr­igen. Die Entscheidu­ng der Stadt Rostock habe bei ihnen »Unverständ­nis, Wut und Trauer« ausgelöst.

Newspapers in German

Newspapers from Germany