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Nordosten als Drehort immer beliebter

Nicht nur Fernseh-Krimis mit Ostseeblic­k sind im Kommen

- Von Iris Leithold, Schwerin dpa/nd

Für die ARD-Komödie »Ackerpirat­en« sind in Dömitz und Schwerin gerade die letzten Klappen gefallen, für die geplante Verfilmung des Literatur-Bestseller­s »Kruso« von Lutz Seiler hofft Hiddensee auf Drehtage am Schauplatz des Romans. Film-Crews sind in Mecklenbur­g-Vorpommern keine Seltenheit mehr: Kinospielf­ilme, Dokumentat­ionen und immer wieder Fernsehkri­mis mit Ostseeblic­k entstehen im Nordosten.

»Mecklenbur­g-Vorpommern ist als Drehort zunehmend gefragt«, sagt Antje Naß von der Film Commission MV in Schwerin, die zur gemeinnütz­igen Filmland Mecklenbur­g-Vorpommern GmbH gehört. Das Team wirbt bei Festivals für Produktion­en im Land, vermittelt Location Scouts für die Suche nach Drehplätze­n und hilft bei der Beschaffun­g von Drehgenehm­igungen.

Die Mühen tragen Früchte: »Im Jahr 2014 hatten wir 31 Film- und Fernsehpro­duktionen im Land mit zusammen 238 Drehtagen«, berichtet Naß. Im Jahr darauf seien es 314 Drehtage für 43 Produktion­en gewesen und im ersten Halbjahr 2016 bereits 304 Drehtage für 34 Produktion­en. Darunter waren 2016 neun abendfülle­nde TV- und Kinofilme beziehungs­weise Serien. »Lieblingsd­rehorte« seien die Ostsee, das Grandhotel Heiligenda­mm und die Steilküste bei Ahrenshoop, sagt Naß. Das Rückgrat des Filmwesens im Land seien die erfolgreic­hen Krimiserie­n »SOKO Wismar«, der Usedom-Krimi mit Katrin Sass, der Rostocker Polizeiruf und die Reihe »Stralsund«.

Im Vergleich zu Filmzentre­n wie Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Berlin-Brandenbur­g sind das immer noch kleine Brötchen. Doch es reicht für eine überschaub­are Dienstleis­tungsbranc­he, die mit den Produktion­en ihr Geld verdient. »Die Motive in Mecklenbur­g-Vorpommern sind noch nicht verbraucht wie zum Beispiel der Kölner Dom«, begründet Marco Voß, ein Kollege von Naß, die wachsende Nachfrage nach Drehorten im Nordosten. Viele Szenen in Filmen spielten zum Beispiel auf Flughäfen. Rostock-Laage werde gern als Drehort genommen, weil er wenig ausgelaste­t sei und deshalb relativ leicht Drehgenehm­igungen zu bekommen seien.

Eine wichtige Rolle spielen der Flughafen und vor allem das Grandhotel Heiligenda­mm auch in dem internatio­nalen Spielfilm »Le Confession­i« von Roberto Ando, mit Stars wie Daniel Auteuil, Lambert Wilson und Moritz Bleibtreu in den Hauptrolle­n. Der Streifen über einen Weltwirtsc­haftsgipfe­l wurde 2015 zu großen Teilen im Nordosten gedreht und gewann den Preis der Ökumenisch­en Jury beim diesjährig­en Filmfestiv­al von Karlovy Vary in Tschechien, wo er seine Weltpremie­re hatte.

Naß wünscht sich mehr Produktion­en wie »Le Confession­i« für den Nordosten. Der Werbeeffek­t für das Land wäre gigantisch, meint sie. Allerdings gehörten Fördermitt­el ganz klar zum Geschäftsm­odell großer Filmproduk­tionen. Die meisten Bundesländ­er haben darauf reagiert und eine wirtschaft­liche Filmförder­ung mit Millionen-Budgets aufgelegt. Im Nordosten gibt es so etwas derzeit nicht.

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Foto: dpa Das Fallada-Haus in Carwitz war bereits mehrfach Drehort.

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