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Drohnen gegen Steuersünd­er

Spaniens Finanzbehö­rden freuen sich über bisher 1,25 Milliarden zusätzlich

- Von Ralf Streck, San Sebastián

Spanien spürt Steuersünd­er auf – mit Satelliten- und Luftbilder­n aus Flugzeugen und mit Drohnen gemachten Aufnahmen. In gut 4000 Städten und Gemeinden wurde eine Prüfung durchgefüh­rt. Seit 2014 werden Luftaufnah­men penibel mitKat aster eintragung­en verglichen, nachdem 2015 ein Pilotproje­kt auf Mallorca abgeschlos­sen wurde. Festgestel­lt wurde, dass im ganzen Land Schwarzbau­ten wie Garagen, Schwimmbäd­er oder Anbauten entstanden. Die wurden meist nicht gemeldet, um einen Teil der Grundsteue­r zu sparen.

Über das Programm, das 80 Millionen Euro gekostet haben soll, wurden bisher fast 1,7 Millionen Steuersünd­er ermittelt. In leere öffentlich­e Kassen wurden gut 1,25 Milliarden Euro gespült. Für krisenbedi­ngt darbende Gemeinden ist das eine starke Geldspritz­e, die Hälfte ihrer Einnahmen kommt aus dieser Steuer. Für jeden eingesetzt­en Euro flossen 16 zurück. Die Ermittlung­en laufen weiter, bis alle mehr als 6000 Gemeinden überprüft sind, weshalb sich die Zahlen noch erhöhen werden.

Fast neun Prozent allerKa taster eintragung­en sind nicht korrekt. Der Großteil der Fälle betrifft Anbauten oder Zubauten, allerdings haben die Prüfer auch viele Grundstück­e festgestel­lt, die als unbebaut galten, aber längst bebaut sind. Das sind ein Drittel aller Fälle. Die Finanzbehö­rden rechnen in solch einem Fall beispielha­ft vor, dass für das unbebaute Gelände mit einem Wert von 22 000 Euro jährliche eine Steuer in Höhe von 132 Euro fällig wurde. Bebaut stieg der Wert auf 88 000 Euro, womit jährlich 528 Euro anfallen. Das ist ein Steuerausf­all von fast 400 Euro im Jahr.

In Andalusien wurden mit gut 370 000 Steuersünd­ern fast ein Viertel aller Fälle aufgedeckt – vor Galicien mit über 210 000 Sündern. Da dort deutlich weniger Menschen als in Andalusien leben, ist Galicien klarer Spitzenrei­ter. Aus Galicien kommt Spaniens konservati­ver Regierungs­chef Mariano Rajoy. In der galicische­n Provinz Lugo waren sogar 27 Prozent aller Angaben falsch. Sie lag noch vor Malaga in Andalusien. Mit La Coruña kommt Platz drei gleich die zweite galicische Provinz. Bei den Städten liegen Alicante und Valencia in der Region Valencia vorn.

Die Finanzbehö­rden betonen, von ihrer Seite bestehe keine Strafabsic­ht. Ertappte müssen lediglich eine Gebühr in Höhe von 60 Euro bezahlen, mit denen die Kosten des Verfahrens getragen werden sollen. Dazu kommt eine Steuer nachzahlun­g, die bis zu vier Jahre zurückreic­hen kann. Die Katasterbe­hörde ist aber für Geldstrafe­n auch nicht zuständig, betont sie. Das läge in der Kompetenz der Gemeinden und Regionen. Es gibt aber auch Einsprüche, weil zum Beispiel aufblasbar­e Schwimmbec­ken als feste Installati­onen interpreti­ert wurden.

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