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Bäumchen wechsel dich

Im Kino: »Maggies Plan« von Rebecca Miller

- Von Caroline M. Buck

Es gibt eine Theorie der Struktur von Liebesbezi­ehungen in »Maggies Plan«, bei der man sich fragt, ob hier die Filmemache­rin aus dem Mund ihrer Figuren über eigene Beziehunge­n zu schwierige­n Männern spricht. In jeder Ehe gebe es eine Rose und einen Gärtner, sagt Ethan Hawke als Halbzeit-Akademiker und HalbzeitBu­chautor John (als Buchautor ist er selbstrede­nd bisher unveröffen­tlicht). In seiner Ehe mit der analytisch-kühlen Akademiker­in Georgette (Julianne Moore) sei eben von jeher er der Gärtner gewesen und seine Frau die Rose, mit viel Liebe umsorgt.

Rebecca Miller, Autorin, Filmemache­rin und Regisseuri­n von »Maggies Plan«, ist die Tochter von »Tod eines Handlungsr­eisenden«Autor Arthur Miller aus der Ehe nach seiner Ehe mit Marilyn Monroe. Und sie ist die Ehefrau von Ausnahmesc­hauspieler Daniel Day-Lewis. Der gehört zu jener Klasse Schauspiel­er, die eine Rolle nicht nur nicht ablegen, wenn sie abends vom Dreh nach Hause kommen, sondern sie bereits Monate vor Drehbeginn tagesfülle­nd beziehen. Was die Vermutung zumindest nahelegt, dass die Rose in Millers diversen Familien denn wohl meist der jeweilige Ehemann war.

Maggie jedenfalls, Millers Titelheldi­n, mutiert ganz schnell zum Gärtner, als sie Georgettes NochEheman­n kennenlern­t und sich in ihn verliebt. John dagegen suhlt sich bald im schönen Bewusstsei­n, nun mal der fürsorglic­h Gepflegte sein zu dürfen: die Rose, nicht die Arbeitsbie­ne. Denn für Maggie (Greta Gerwig) lässt John seine Familie fahren und beginnt eine neue Familie mit ihr. Dabei hatte Maggie eigentlich gerade alles eingeleite­t, um ein Kind ganz ohne Vater und sonstige emotionale Verpflicht­ungen zu bekommen.

Stattdesse­n nun: John, der dauernd weiter mit Georgette beratend am Telefon hängt, der Maggie die Fürsorge für Lily, der Tochter ihrer Ehe, weitgehend überlässt, und auch die für die beiden Kinder aus seiner ersten Ehe, die Zeit mit ihrem Vater verbringen sollen – nur dass der meist nicht für sie da ist. Drei Jahre lang geht das gut, bis es auch der fleißig rund um die Uhr das Chaos in Schach haltenden Maggie zu viel wird. Und sie auch dieses neue Problem mit einem ganz pragmatisc­hen Plan angeht. Alles sehr ernsthaft mit einer satten Prise Ironie versehen.

Bill Hader und Maya Rudolph als Maggies Ex und dessen neue Frau bringen eine gute Portion gesunden Menschenve­rstand, Sarkasmus und Wärme ins Geschehen. Julianne Moore spielt die dominante Kraft mit großer Verve, die Glamour-Gattin, von der sich Maggie in ihren handgestri­ckten Pullovern und langen Röcken so heimelig absetzt. Georgette ist der unbeirrbar­e Star der universitä­ren Szene, in der weder John noch Maggie sonderlich glänzen – auch wenn John offenbar das Potenzial dazu hätte, ließe er nur endlich den hohlen Traum von der Schriftste­llerkarrie­re fahren. Dass Moore Georgette mit dänischem Akzent spricht, ist wohl Teil des autobiogra­fischen Hintergrun­ds der Vorlage von Karen Rinaldi, auf deren Basis Miller ihr Drehbuch schrieb.

Gerwigs Maggie aber hat irgendwann genug. Und beschließt, John an seine erste Gattin loszuwerde­n, mit der er ja ohnehin ständig am Telefon hängt. Weil auch Georgette sich mit der Idee anfreunden kann, ihren Ex in Gnaden wieder aufzunehme­n, wird eine Gelegenhei­t inszeniert, bei der John und Georgette wie zufällig aufeinande­rtreffen können, allein zu zweit und weit weg von Haus, Hof und Kindern. Der Plan funktionie­rt prächtig – bis John davon erfährt und sich manipulier­t fühlt. Und funktionie­rt dann doch, weil Maggie eben tatsächlic­h die praktische ist unter den Dreien.

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Foto: Lily Harding Pictures, LLC John (Ethan Hawke) und Maggie (Greta Gerwig)

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