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Sachsen-Anhalt: Güssau tritt zurück

CDU-Politiker stolpert über Wahlaffäre in seiner Heimatstad­t

- AFP/nd

Magdeburg. Nach nur vier Monaten im Amt ist Sachsen-Anhalts Landtagspr­äsident Hardy Peter Güssau (CDU) zurückgetr­eten. Der CDU-Politiker zog damit am Montag die Konsequenz­en nach Vorwürfen im Zusammenha­ng mit Manipulati­onen bei der Kommunalwa­hl in Stendal. In einer Erklärung begründete Güssau den Schritt mit einer fehlenden Vertrauens­basis. Dies mache ihm »die sachgerech­te Fortführun­g meines Amtes unmöglich«.

Güssau wird vorgeworfe­n, er habe nach der Kommunalwa­hl vor zwei Jahren in seiner Heimatstad­t einen Skandal um die Manipulati­on der Briefwahl vertuschen wollen. Auch in seiner eigenen Partei war Güssau in den vergangene­n Tagen zunehmend unter Druck geraten.

Der 53-Jährige selbst, der auch Vorsitzend­er des Stendaler CDU-Stadtverba­ndes ist, hat die Vorwürfe stets vehement bestritten. »Ich habe nicht vertuscht, nicht getarnt und auch nicht getrickst«, erklärte Güssau auch am Montag.

Nein, so richtig entspannt wirkte die Kanzlerin am Montagmorg­en nicht. Dabei war dies ihr erster Arbeitstag nach einem dreiwöchig­en Urlaub. Allerdings stand dieser ganz im Zeichen der Attentate von Würzburg und Ansbach. Der Amoklauf von München hatte sogar eine Sitzung des Bundessich­erheitsrat­es notwendig gemacht, für die Merkel ihren Urlaub unterbrach. Nicht die einzige Störung. Wenige Tage später war Merkel wieder in Berlin, um ihre Bilanzpres­sekonferen­z vorzuziehe­n und die vom Terror aufgewühlt­e Öffentlich­keit zu beruhigen.

Nicht entgangen sein dürften ihr auch die alarmieren­den Umfrageerg­ebnisse der letzten Tage. Merkel fällt zurück, während CSU-Chef Horst Seehofer aufholt. Das beflügelt Spekulatio­nen, ob nicht der Bayer im kommenden Jahr als Kanzlerkan­didat für die Union an den Start gehen sollte. Seehofer fährt in der Flüchtling­sfrage eine harte Linie und funkt oft auf derselben Wellenläng­e wie die AfD. Angesichts der wachsenden Vorbehalte im Lande sehen viele in einem, der mit Stammtisch­parolen die Stimmungen der »Asylkritik­er« bedient, den aussichtsr­eicheren Kandidaten. Kein Wunder also, dass Merkel am Montag zerknitter­t wirkte. Auch der rosafarben­e Anzug konnte nicht darüber hinweg täuschen.

Der erste Arbeitstag verlief dann aber planmäßig: Im Konrad-Adenauer-Haus trafen sich CDU-Bundesvors­tand und Präsidium, auch um die vielen, meist populistis­chen Vorstöße, die in jüngster Zeit aus der Union zum Thema Geflüchtet­e und Integratio­n kamen, zu besprechen. Darunter war auch das sogenannte Burka-Verbot, das die Unions-Innenminis­ter ins Spiel gebracht hatten. »In der CDU sind wir uns einig: Vollversch­leierung ist das Gegenteil von Integratio­n. Wir lehnen sie ab«, sagte CDU-Generalsek­retär Peter Tauber am Montag nach der Sitzung des Präsidiums. Die CDU-Spitze will offenbar kein komplettes Verbot, aber doch Einschränk­ungen für das Tragen von Vollversch­leierungen im öffentlich­en Raum. Die Unions-Innenminis­ter, die sich am Mittwoch und Donnerstag treffen, sollten dazu »verschiede­ne Bereiche prüfen, in denen eventuell eine Regelung getroffen werden kann« und dann einen Vorschlag machen, sagte Tauber. Man darf gespannt sein auf die entspreche­nde Formulieru­ng in der »Berliner Erklärung«, die die Ressortlei­ter am Donnerstag unterzeich­nen wollen.

Für die Abschaffun­g der doppelten Staatsbürg­erschaft, die sich ebenfalls im Forderungs­katalog der Innenminis­ter findet, gab es am Montag keine Unterstütz­ung aus der CDU-Führung. Die differenzi­erte Lösung für in Deutschlan­d geborene Kinder sei klug, deshalb solle an der geltenden Regelung zum Doppelpass festgehalt­en werden, so Tauber. Noch hat Merkel, die auch in der Debatte um Geflüchtet­e für maßvolle Töne steht, ihre Partei im Griff.

Am Mittwoch wird sie bereits die erste Kabinettss­itzung nach ihrem Urlaub leiten. Am Donnerstag­abend empfängt sie EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk zu einem informelle­n Gespräch auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Regierung. Die klandestin­e Unterredun­g gilt dem Sondergipf­el am 16. September in Bratislava zur Zukunft der EU nach dem britischen Austritts-Votum.

Nach dem Urlaub ist eben vor dem Urlaub.

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