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Sonntagsga­st

- Von Hans-Ulrich Dillmann

Sonntags gehört Danilo Medina nicht der Familie. Sonntags trifft der dominikani­sche Staatspräs­ident, der am Dienstag seine zweite Amtsperiod­e antritt, die Bürger des ZehnMillio­nen-Landes in der Karibik. »Überraschu­ngsbesuch« nennt der 64-Jährige seine Treffen, die ihn in den letzten vier Jahren seiner ersten Amtszeit in alle Regionen des Landes geführt haben. Diese »Blitzausfl­üge« haben ihn populär gemacht. Mit 61,74 Prozent der Stimmen gewann er im Mai erneut die Wahl für sich und seine Partido de la Liberación Dominicana (PLD), die dominikani­sche Befreiungs­partei. Von der Befreiungs­rhetorik haben sich Medina und seine Partei schon lange marktliber­al verabschie­det. Von den dem Leninismus entliehene­n zentralist­ischen Parteistru­kturen nicht. In den letzten 20 Jahren hat die Befreiungs­partei mit einer vierjährig­en Ausnahme die Macht im Land inne. Einer der Köpfe in der fast schon absolutist­isch zu nennenden Epoche ist Medina, ein Strippenzi­eher.

Geboren wurde Danilo Medina im November 1951 in der Provinz San Juan an der Grenze zu Haiti. Er studierte Ökonomie und war schon früh in linken Studenteng­ruppen aktiv. 1973 gehörte er zu den ersten, die der damals noch castristis­chen PLD beitraten. 1996 war er einer der Männer, die hinter den Kulissen mit den Rechtsnati­onalisten der Reformiste­npartei ein Bündnis gegen die Sozial- demokraten schlossen. Die PLD stellte den Präsidente­n.

Die Reformiste­n sind in der Bedeutungs­losigkeit versunken. Teile der Parteiführ­ung hat Medina mit Ministerpo­sten an sich gebunden. Die Sozialdemo­kraten sind gespalten, einige profitiere­n von der Klientelwi­rtschaft des PLDStrateg­en. Die Opposition hat nur noch eine Drittel-Minderheit im Parlament. Beifall fand Danilo, wie er gerufen wird, in der Bevölkerun­g mit der Erhöhung des Bildungset­ats und 1000-Pesos-Monatssche­cks für Arme. Die Wirtschaft brummt, der Tourismus auch. Beim Wirtschaft­swachstum belegt das Land in Lateinamer­ika einen Spitzenpla­tz. Dass ein Drittel der Bevölkerun­g arm ist, schert keinen. Schließlic­h bringt Medina beim Besuch kleine Geschenke mit.

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Foto: AFP/Erika Santelices Danilo Medina tritt seine zweite Amtszeit als dominikani­scher Präsident an.

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