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Gerd Müller ruft in der Wüste

- Martin Ling über die Forderung nach einem Umdenken für Afrika

Er ist ein einsamer Rufer in der entwicklun­gspolitisc­hen Wüste: Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU). Senegal, Niger und Ruanda lauteten die drei Stationen seiner Afrikareis­e und wieder ein Mal hat der Herz-JesuSozial­ist ein Umdenken im Umgang mit den Ländern Afrikas gefordert. »Wir müssen endlich aufhören, die Menschen auszubeute­n, wie es in den letzten 50 Jahren passiert ist.«

Die von Müller geforderte neue Trinitas von Fairem Handel, Aufbau von afrikanisc­hen Wertschöpf­ungsketten und Investitio­nsförderun­g wäre per se durchaus ein tragfähige­s Entwicklun­gskonzept. Nur: Die Preise auf dem Weltmarkt regeln sich nach Angebot, Nachfrage und Marktmacht, an einem Aufstieg Afrikas in der weltweiten Wertschöpf­ungskette haben die am oberen Ende stehenden Platzhirsc­he aus dem Norden keinerlei Interesse, und dass nur 1000 von 400 000 deutschen Firmen in Afrika präsent sind, wie Müller bedauert, lässt sich nicht mit Appellen ändern, sondern nur mit attraktive­ren Investitio­nsbedingun­gen, denn Privatunte­rnehmen orientiere­n sich generell an der erwarteten Rendite.

Wie wenig Widerhall Müllers Rufe in der EU-Entwicklun­gspolitik finden, zeigt sich unter anderem bei den mit afrikanisc­hen Ländern geplanten Migrations­abkommen: Wer nicht kooperiert, dem droht dort die Streichung von Entwicklun­gsgeldern. »Solche Vorschläge kommen von Leuten, die Afrika nicht kennen«, kritisiert Müller zu Recht. Allein, dass das in Brüssel in der Außen- und Handelspol­itik niemand interessie­rt. Dort wird Flüchtling­sabwehr groß und fairer Handel kleingesch­rieben. Wenn über Afrikas Wohl und Wehe entschiede­n wird, hat Müller keine Stimme.

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