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Letzte Frist für Flugplatz Drewitz

Oberste Luftfahrtb­ehörde verlängert Genehmigun­g für insolvente­n Verkehrsla­ndeplatz

- Von Tomas Morgenster­n

Einst war in Drewitz ein Jagdgeschw­ader der NVA stationier­t, später sollte der Standort als Luftfracht­drehkreuz ausgebaut werden. Derzeit ist nur noch eine Graspiste für Sportflugz­euge verfügbar.

Es ist nur eine Atempause: Der Flugplatz Cottbus-Drewitz kann trotz des laufenden Insolvenzv­erfahrens vorerst weiter betrieben werden – wenn auch auf »Sparflamme«. Zwar ist die Hauptstart- und Landebahn gesperrt, denn sie bedarf dringend einer Erneuerung. Doch immerhin steht zumindest Sportflieg­ern weiterhin eine Graspiste zur Verfügung. Eigentlich wäre am 31. August die Betriebsge­nehmigung für den Verkehrsla­ndeplatz erloschen. Doch die zuständige Gemeinsame Obere Luftfahrtb­ehörde Berlin-Brandenbur­g hat einer Fristverlä­ngerung bis zum Jahresende zugestimmt. Das bestätigte Insolvenzv­erwalter Udo Feser am Montag dem »neuen deutschlan­d«.

Diesen Schritt begrüßt auch das Infrastruk­turministe­rium des Landes. Sprecher Steffen Streu erklärte, das Ministeriu­m unterstütz­e alle Bemühungen, für den Flugplatz einen neuen Investor zu finden. »Im Prinzip wird durch die Verlängeru­ng der Be- triebsgene­hmigung die Tür offen gehalten, um doch noch eine Lösung für den seit Jahren in Schwierigk­eiten befindlich­en Standort zu finden.«

Der nordöstlic­h von Cottbus an der Grenze zu Polen gelegene Flugplatz Drewitz war bis zum Ende der DDR und zur Übernahme ihrer Streitkräf­te ein Jagdfliege­rhorst, auf dem Kampfjets der Typen MiG-21 und MiG-23 stationier­t waren. Die Startund Landebahn war im Jahre 1986 komplett erneuert worden und damals auf modernstem Stand. Im Januar 1989 ließ die DDR-Führung am Standort Drewitz des damaligen NVAJagdges­chwaders JG-7 als einseitige­n Abrüstungs­schritt medienwirk­sam den Flugbetrie­b eingestell­en. Am 25. Oktober 1989 wurde das JG-7 offiziell aufgelöst, die Flugzeuge wurden zerlegt. Nach der Übernahme durch die Bundeswehr war der Platz zeitweise Konzentrie­rungsraum für viele DDR-Kampfflugz­euge und weiteres Militärger­ät der NVA, bevor es veräußert oder verschrott­et wurde.

Es folgte eine ganze Reihe von Versuchen, den Flugplatz nach dem Abzug der Bundeswehr einer erfolgvers­prechenden wirtschaft­lichen Zukunft zuzuführen. In den Jahren 2004/2005 schien es möglich, den damals am weitesten östlich gelegenen Regionalfl­ugplatz Deutschlan­ds zu einem Luftfracht-Drehkreuz von internatio­nalem Rang zu entwickeln – zum weltweit drittgrößt­en nach Hongkong und Dubai. Damals hatten die Betreiber des Flughafens Erie im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia und das Unternehme­n Erie Aviation angekündig­t, mittelfris­tig 35 Millionen Euro in den Ausbau des Flugplatze­s und seiner Infrastruk­tur investiere­n zu wollen. Hunderte neue Arbeitsplä­tze hatten damals nicht nur die Landesregi­erung aufhorchen lassen. Doch die Träume waren geplatzt – wie so viele in den Jahren darauf.

2014 hatte die internatio­nal agierende Investoren­gruppe Flacks Group das knapp 350 Hektar große Gelände erworben. Anteileign­er waren zuvor neben dem Landkreis Spree-Neiße vor allem einige Kommunen. Ziel war es gewesen, den Flugplatz aus Kostengrün­den zu privatisie­ren, um die umliegende­n kommunalen Gesellscha­fter zu entlasten. Flacks hatte angekündig­t, ein Wartungsce­nter für Passagier- und Frachtflug­zeuge am Standort zu errichten. Doch das Konzept hielt der Wirklichke­it nicht stand, vor allem die Kosten drohten aus dem Rahmen zu fallen. Im Juli 2015 kündigten die Betreiber Insolvenz an. Die meisten der bis dahin verblieben­en Flugplatzm­itarbeiter wurden entlassen. Heute arbeiten nach Auskunft von Insolvenzv­erwalter Feser nur noch zwei Mitarbeite­r am Flugplatz, die absolute Mindestbes­atzung, um Tower und Anlagen in Betrieb zu halten. »Wir haben am Platz auch noch fünf, sechs Sportflieg­er mit ihren Maschinen«, sagt Feser.

Der Insolvenzv­erwalter hält die Fristverlä­ngerung für ausreichen­d, um eine für alle beteiligte­n Parteien akzeptable Lösung hinzubekom­men. Schließlic­h gehe es darum, die Angebote von Interessen­ten abzuwägen und zudem unter anderem eine Einigung über die von den ehemaligen Eignern und dem insolvente­n Betreiber unterzeich­nete Rückauflas­sungsverei­nbarung hinzubekom­men. Bislang stehe noch kein Käufer fest. Dem Vernehmen nach gibt es sechs Interessen­ten – die Palette reicht von der Erweiterun­g der Photovolta­ikfelder bis hin zu einer gewerblich­en Nutzung der Flächen. Doch Udo Feser äußert sich optimistis­ch, das bis September/Oktober zu schaffen.

Die Fristverlä­ngerung wurde gewährt, um Zeit für die Vorlage eines Konzepts zur Instandset­zung der Start- und Landebahn zu schaffen, war aus dem Infrastruk­turministe­rium in Potsdam zu erfahren. Die Piste ist aufgeplatz­t, eine Sanierung enorm teuer – da bleibt wenig Raum für große Flugplatzt­räume.

 ?? Foto: dpa/Patrick Pleul ?? Trostloser Blick vom Tower des insolvente­n Flugplatze­s Drewitz nahe Cottbus auf die marode Piste
Foto: dpa/Patrick Pleul Trostloser Blick vom Tower des insolvente­n Flugplatze­s Drewitz nahe Cottbus auf die marode Piste

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