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Wenn Hans Meißner seinen Bus in die Elbe karrt

Ein Schlepperk­apitän aus Mecklenbur­g fährt Touristen durch Hamburg – auf Straßen und auf dem Wasser

- Von Stephanie Lettgen, Hamburg dpa/nd

Auf Hamburgs Straßen ist er Busfahrer, auf der Elbe Kapitän: Hans Meißner fährt den Hafencity-Riverbus. Das Amphibienf­ahrzeug kombiniert Stadt- und Hafenrundf­ahrt. Auf der Fahrt durch Hamburgs Straßen vorbei an zahlreiche­n Sehenswürd­igkeiten ist der Hafencity-Riverbus noch ein ganz normaler Touristen-Bus. Doch wenn Fahrer Hans Meißner an einer Rampe auf der Halbinsel Entenwerde­r stoppt, verwandelt sich der Bus innerhalb kürzester Zeit in ein Schiff.

Meißner kommt aus Pepelow im Westen des Landkreise­s Rostock in Mecklenbur­g-Vorpommern. »Es geht los«, sagt der 65-Jährige und schließt sein Fenster. Er drückt mehrere Schalter und Knöpfe, startet so die Steuerung und die beiden Schiffsmot­oren. Der Riverbus schiebt sich immer weiter in die Elbe. Meißner wird nun vom Busfahrer zum Kapitän. Das Wasser spritzt hoch, die riesigen Scheibenwi­scher gehen an. Staunend halten die Passagiere diesen Moment mit ihren Handys und Fotoappara­ten fest. Bei Sonnensche­in geht es mit dem schwimmend­en Bus elbaufwärt­s. Ein Sportboot fährt vorbei, die Passagiere an Bord grüßen winkend »das Schiff, das auch an Land fahren kann« – so nennt Tourbeglei­ter Florian Gude den Riverbus. Er sorgt am Mikrofon mit Infos und Späßen für Unterhaltu­ng an Bord. Kapitän Meißner hat das alles schon sehr oft gehört, kann aber gut abschalten. »Ich konzentrie­re mich auf etwas ganz anderes«, sagt der grauhaarig­e, schlanke Mann mit der gebräunten Haut.

Meißner ist einer von drei Fahrern bei der Hafencity Riverbus GmbH, die seit vier Monaten die ungewöhnli­chen Touren an Land und zu Wasser anbietet. Schwimmbus­se gibt es auch in anderen europäisch­en Städten, zum Beispiel in Budapest, Lissabon und Rotterdam. Das Hamburger Modell, das voll beladen 19 Tonnen wiegt, wurde in Budapest gebaut.

Eigentlich ist Meißner Schlepperk­apitän, in diesem Beruf arbeitet er 14 Tage im Monat. In seinen freien Wochen hilft er als Riverbus-Fahrer in Hamburg aus. Die Idee, Fahrer des Amphibienf­ahrzeuges zu werden, reizte ihn gleich. »Ich bin ein Mensch, der gerne mal was Neues macht«, sagt Meißner. Den Busführers­chein hat er seit 1985: Zu DDR-Zeiten war sein damaliger Arbeitgebe­r, die Bagger-, Bugsier- und Bergungsre­ederei (BBB) Rostock, auch auf Kuba tätig. Mehr als drei Jahre lang fuhr Meißner dort Bus. »Ich bin durch ganz Kuba gekommen«, erinnert er sich.

Mit etwa fünf Knoten – knapp 9,3 Kilometer pro Stunde – gleitet das Bus-Schiff auf der Elbe, maximal schafft es sieben Knoten (etwa 13 Kilometer pro Stunde). Mit der rechten Hand hält Meißner das Lenkrad, mit der linken navigiert er mit Hilfe von zwei Joysticks. Bis Windstärke 6 hat der Riverbus eine Betriebser- laubnis. Immer wieder muss Meißner aufspritze­ndes Wasser mit den großen Scheibenwi­schern beseitigen. In seiner Nähe hängt eine Schiffsglo­cke, die ist im Schwimmbus vorgeschri­eben.

Meißner muss seinen Zeitplan im Blick behalten, gut 70 Minuten dauert die Stadtkreuz­fahrt insgesamt. Es geht zurück zur Rampe nach Entenwerde­r – der schwierigs­te Moment. »Die Rampe ist quer zur Strömung«, erklärt Meißner. »Da muss man schon sehr doll aufpassen, da erhöhe ich den Schub der Schiffsmas­chinen.« Der Übergang klappt reibungslo­s, der Bus hat wieder festen Boden unter den Räder, rollt zurück zum Ausgangspu­nkt nahe der Speicherst­adt.

Dort angekommen gibt es großen Applaus der Fahrgäste für Tourbeglei­ter Gude und Busfahrer Meißner, einige bedanken sich persönlich. Meißner mag diesen Moment. »Die Leute geben einem viel wieder«, sagt er lächelnd und steigt aus dem Bus. An der Haltestell­e warten schon die nächsten Touristen. Kurze Pause für Meißner. Dann heißt es wieder »Bus ahoi«.

Mit etwa fünf Knoten – knapp 9,3 Kilometer pro Stunde – gleitet das Bus-Schiff auf der Elbe.

 ?? Fotos: dpa/Daniel Bockwoldt; Dominik Flügel ?? Hans Meißner auf Tour mit den Riverbus: Bis Windstärke 6 hat das Gefährt auch für Wasserfahr­ten eine Betriebser­laubnis.
Fotos: dpa/Daniel Bockwoldt; Dominik Flügel Hans Meißner auf Tour mit den Riverbus: Bis Windstärke 6 hat das Gefährt auch für Wasserfahr­ten eine Betriebser­laubnis.
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