Silber ist schon sicher
Erste Medaille für deutsche Tischtennisspielerinnen
Als Han Ying am Sonntag um 23.26 Uhr Ortszeit in Rio den ersten Matchball an die Tischkante setzte, ließen die deutschen Tischtennisspielerinnen ihren Emotionen freien Lauf. Die sonst eher reservierte Han feuerte ihren Schläger in die Ecke und warf sich mit einem Jubelschrei zu Boden. Bei ihren Mitspielerinnen Petrissa Solja und Shan Xiaona kullerten beim Siegerselfie die Freudentränen.
Knapp vier Stunden hatte das Duell zwischen Deutschland und den japanischen Vizeweltmeisterinnen gedauert. Vier Stunden voller Höhen und Tiefen, voller Rückschläge und Comebacks und voller spektakulärer Ballwechsel. Vier der fünf Duelle mit Japan waren dabei über die volle Distanz von fünf Sätzen gegangen. Die besseren Nerven bewiesen dabei zumeist die deutschen Frauen – und gewannen das Halbfinale mit 3:2.
»Ich kann es gar nicht glauben, dass wir eine Medaille schon sicher haben«, sagte Abwehrspielerin Han, die mit einer unfassbaren Defensivleistung ihre Gegnerinnen zur Verzweiflung getrieben hatte. Teamkollegin Shan, noch immer schluchzend vor Glück, meinte: »Ich habe keine Worte dafür, was gerade passiert ist. Wir haben gewonnen. Gegen Japan.«
Der Halbfinalcoup gegen die favorisierten Asiatinnen kam zwar überraschend, jedoch keineswegs aus dem Nichts. Dreimal in Folge wurde das Team Europameister, das Trio von Rio steht geschlossen unter den Top-20 der Weltrangliste – und sicherte nun die erste Olympiamedaille für Deutschlands Tischtennisspielerinnen.
Das Ende der Erfolgsgeschichte muss aber noch nicht erreicht sein. »Eine Chance hat man immer«, sagte Solja mit Blick auf das Finale am Dienstag gegen die Chinesinnen. Auch Han wollte sich mit der bereits silbern glänzenden Medaille ebenfalls nicht zufrieden geben: »Ich will die Farbe noch verändern.«