nd.DerTag

Blond, Teil 3

- Alexander Isele über Sexismus in der Olympiaber­ichterstat­tung

Die gute Nachricht zuerst: Mehr Frauen als jemals zuvor treten in Rio an. Über 45 Prozent, circa 4700 der 10 444 Athleten, sind weiblich – fast sieben Prozent mehr als bei Olympia 2000. Im größten nationalen Aufgebot, dem Team der USA,wurden mehr Frauen (292) als Männer (263)berufen. Im deutschen Aufgebot sind es 194 Frauen und 229 Männer. Das olympische Programm ist fast Ausgeglich­en, über 47 Prozent aller Medaillene­ntscheidun­gen sind für Frauen.

Jedoch: Viel bleibt zu tun. Nur 24 der 106 Mitglieder des Exekutivko­mitees des Internatio­nalen Olympische­n Komitees sind Frauen. Die Bezahlung weiblicher Athleten hingt der männlicher meilenweit hinterher.

Auch in der Sportberic­hterstattu­ng muss sich viel ändern. Da kann Gerhard Delling Klischees über Frauen von sich geben (kaufen gerne viele Schuhe), und ARD Pferdespor­tberichter­statter Carsten Sostmeier moderiert mit Sätzen wie »Jetzt wollen wir mal gucken, was die Blondine zu sagen hat«, »Blond, Teil 3« oder »braune Streifen, den die jetzt schon in der Hose hat«. Der »Express« stellte ein Video online mit den »heißesten Athletinne­n in Rio«. »Bild« schrieb über das Beachvolle­yballspiel der Frauen Deutschlan­d gegen Ägypten: »Die Halbnackte­n gegen die Eingepackt­en« – dass zum ersten Mal ein ägyptische­n Frauenteam im Beachvolle­yball antrat, ging unter. Die Chicago Tribune twitterte zur Bronzemeda­ille der Sportschüt­zin Corey Cogdell: »Die Frau von einem Footballsp­ieler«. NBC kommentier­te zu Katinka Hosszús Goldmedail­le in Weltrekord­zeit: »Und hier der Mann, der dafür verantwort­lich ist: ihr Trainer und Ehemann«.

Das alles sind keine Beispiele aus der Boulevardb­erichterst­attung. Das ist der Sexismus im Sportjourn­alismus zu Olympia. Täglich zu sehen, zu hören und zu lesen.

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