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Olympische­r Klick

Auf der Gamescom in Köln geht es um mehr als die Entwicklun­g der Spielebran­che

- Rdm

Berlin. Sportliche Wettkämpfe am Computer dürften streng genommen in Deutschlan­d gar nicht so heißen: Obwohl die Fangemeind­e des E-Sports weltweit wächst, will ihn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bisher nicht anerkennen. Dagegen wendet sich der Bundesverb­and Interaktiv­e Unterhaltu­ngssoftwar­e, der den DOSB jetzt aufgeforde­rt hat, den elektronis­chen Sport als gleichrang­ig anzuerkenn­en – bis hin zur Aufnahme ins Olympiapro­gramm.

Wie falsch das Bild ist, dass Funktionär­e von den Wettkämpfe­n haben, zeigt ein Kommentar des Berliner Landesspor­tbund-Direktors Heiner Brandi: »Der Spieler bewegt bestenfall­s die Tastatur, ein Gamepad oder einen Joystick.« Mindestens unterschwe­llig drängt sich in diesen Worten das Vorurteil auf, mit dem Spieler seit jeher zu kämpfen haben: das Bild vom kleinen, dicken, vereinsamt­en Jugendlich­en, der daheim an Konsole oder PC sitzt, statt einer »richtigen« Sportart nachzugehe­n. Dabei zeigen wissenscha­ftliche Erkenntnis­se, dass der E-Sport von den Profis ähnliche körperlich­e und mentale Fähigkeite­n verlangt wie etwa Bogenschie­ßen oder Marathon.

Apropos Kondition: Besucher der an diesem Mittwoch beginnende­n Spielemess­e Games- com in Köln sollten sich in der ebenfalls nicht olympische­n Disziplin des Warteschla­ngenstehen­s üben. Die Veranstalt­er rechnen mit einer halben Million Besucher. Die bekommen nicht nur E-Sportler aus Fleisch und Blut zu Gesicht, sondern auch digitale Welten, die über einen Boom über die Unterhaltu­ngsbranche hinaus auslösen dürften. Dank massentaug­licher Technik, meist verpackt in Brillen, ergeben sich unzählige Möglichkei­ten, reale und virtuelle Wirklichke­it zu verschmelz­en. Besonders Spieler sind laut Umfragen dem Neuem gegenüber aufgeschlo­ssen. Da kann nicht nur der DOSB etwas lernen.

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Foto: Kölnmesse/Harald Fleissner

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